Mo Jun 23, 09:01:23 AM
Nun meldet es auch die FAZ vom 23.6.03, wie vorher schon der SPIEGEL (vgl. auch unsere Eintragung vom 8.6.03): aus dem Museum in Bagdad wurden nicht 170 000 Exponate gestohlen, sondern - 32. Der dubiose Museumsdirektor Donny Geroge Youkhanna, der laut FAZ enge Verbindungen mit der Baath-Partei und dem Geheimdienst Saddams pflegte, hatte die antiamerikanischen Impulse der Medien gewissenlos bedient. Deutsche Medien hatten vor Empörung mitgezittert:
Der SPIEGEL berichtete am 12.4.03: "Die Uno-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) verlangte schnelle Schutzmaßnahmen für irakische Kulturgüter. Plünderer hatten Teile des Irakischen Nationalmuseums in Bagdad verwüstet und womöglich unzählige Ausstellungsstücke von unschätzbarem Wert gestohlen. Die Säle des Museums boten am Samstag ein Bild der Verwüstung."
Trauer und Hinweis auf amerikanisches Versagen auch beim Mitteldeutschen Rundfunk: "Die Plünderer haben in Bagdad und Mossul auch vor den Museen nicht Halt gemacht. Korrespondenten mehrerer Nachrichtenagenturen berichteten von eingeschlagenen Scheiben und leeren Vitrinen im bedeutenden Nationalmuseum in Bagdad. Auch Statuen seien zerbrochen. Die Mitarbeiter befürchten neue Plünderungen. Die stellvertretende Museumsdirektorin machte die US-Truppen für die Plünderungen mitverantwortlich: 'Sie schützen das Ölministerium, aber das kulturelle Erbe nicht.' "
Die Süddeutsche Zeitung schrieb: "Tatort Bagdad: Augenzeugen berichten, dass amerikanische Soldaten den Plünderern der irakischen Museen - im Wortsinn - Tür und Tor geöffnet haben sollen. Das Beutegut wurde oft noch am selben Tag auf offener Straße verkauft. ... Viele Iraker berichten von vergeblichen Versuchen, Soldaten zum Einschreiten zu bewegen. ... Das überraschendste Detail in allen Schilderungen aber war die Behauptung, dass die amerikanischen Soldaten oft erst die Plünderungen ermöglichten, indem sie gut gesicherte Tore aufbrachen oder aufschossen und dann die Umstehenden aufforderten zu plündern: „Go in, Ali Baba, its yours!“ –, hätten ihnen die Amerikaner zugerufen, so irakische Augenzeugen."
Am 4.4.03 spricht die Süddeutsche Zeitung von der "legalisierte(n) Plünderung der Kultur Mesopotamiens durch die Amerikaner".
Zeit für Entschuldigungen haben die genannten Medien allerdings nicht. Man ist schon weitergezogen zum nächsten antiamerikanischen Scheiterhaufen.
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