(A posting for our German speaking audience. English summary to follow soon.)
Kurz vor Jahresende listete Pajamasmedia die Schlagwörter des Jahres 2006 aus amerikanischer Sicht auf:
“Iraq, Bush, Iran, Bush, Israel, Bush, Hezbollah, Bush, Democrats, Bush, Ahmadinejad, Bush, Foley, Bush, Elections, Bush, Nuclear weapons, Bush, Global warming, Bush, Saddam, Bush, Everything Else, Bush.”
Hier nun mein Vorschlag für die Schlagwörter des Jahres 2006 aus deutscher Perspektive:
“Irak, Bush, Amerika, Iran, Bush, Amerika, Israel, Bush, Amerika, Hizbollah, Bush, Amerika, Arbeitslosigkeit, Bush, Amerika, Ahmadinejad, Bush, Amerika, Todesstrafe, Bush, Amerika, Atomwaffen, Bush, Amerika, Erderwärmung, Bush, Amerika, Saddam, Bush, Amerika, alles andere, Bush, Amerika.”
Auch der Großteil der deutschen Medien macht also hinter, neben und vor jedem Problem George W. Bush als Übeltäter aus - aber "Bush" steht eigentlich nur als Synonym für den eigentlichen Erzfeind: Amerika.
Ein zeitnahes Beispiel für die neurotische Faszination, die "Amerika" auf deutsche Journalisten ausübt, liefert Tina Hassel vom WDR mit diesem Kommentar am 28. Dezember 2006 in den ARD-Tagesthemen zur Lage in Somalia (der Kommentar wurde von Sandro transkribiert):
Für dies einmal scheint alles so einfach, zumal auf den ersten Blick. Da kämpft eine international anerkannte Regierung gegen dubiose Extremisten, und auch der religiöse Frontverlauf scheint in die Zeit zu passen: die Äthiopier sind Christen, die somalischen Milizen Muslime, und von den USA verdächtigt, Unterstützer des Terrors zu sein.
Nur, einfach bedeutend nicht automatisch auch zutreffend. Die offizielle somalische Regierung: eher ein zutiefst zerstrittener Club im fernen Baidoa ohne Rückhalt im eigenen Land. International anerkannt? Korrekter müsste es heißen: Unterstützt und gepuscht von Amerika.
Denn seit dem Trauma 1993, als tote GI’s durch die Strassen von Mogadischu geschleift wurden, setzt Washington lieber auf Stellvertreter. Diesmal sollen die äthiopischen Truppen die Drecksarbeit leisten. Nur, selbst wenn sie die Islamisten tatsächlich
schnell besiegen sollten, wäre damit nur der Krieg, nicht aber der Frieden gewonnen. Die Vorstellung, dass ausgerechnet der verhasste grosse Nachbar für Frieden in Somalia sorgen soll, ist schlicht absurd.
Erfahren die USA nicht gerade hilflos im Irak, wie ein rascher Sieg in einen blutigen Guerillakampf führt und daß sich Stabilität nicht alleine militärisch erreichen lässt? Anscheinend ohne Konsequenzen.
Wieder wird kurz vor 12 Uhr nur auf die militärische Karte gesetzt. Ratlos sieht die westliche Welt zu, wie Washington ausgerechnet die kriminellen Warlords mit gigantischen Summen aufrüstet, nur weil die Feinde von einst heute gegen die Islamisten kämpfen. Und tatenlos verfolgt sie auch jetzt wieder das neue Blutvergiessen. Das ist zynisch und dumm. Nun droht ein Flächenbrand in der ganzen Region, von dem niemand weiß, wie er gelöscht werden kann. Dabei schien alles doch so einfach - aber eben nur auf den ersten Blick. (Hervorhebungen durch uns)
Natürlich ist Tina Hassel keine Lichtgestalt des deutschen Journalismus - wie dies übrigens auch ihr Kommentar belegt -, aber gerade das Holzschnittformat ihrer Argumente kann als prototypisch für das Ideologiemuster in vielen Redaktionsstuben hierzulande gelten: Oberlehrerhaftes, anti-amerikanisches Appeasement-Denken ohne konstruktive Alternativen.
Wie Ray so richtig bemerkte: America can do no right...
Tina Hassel will einfach "Frieden" in Somalia, aber was bedeutet eigentlich "Frieden"? Es bedeutet, dass die islamischen Milizen die Freiheit haben *ihren* Frieden durch blutige Beseitigung der Ungläubigen zu schaffen. Stört das die liebe Tina? Nee, warum sollte sie es auch stören? Sie lebt ja nicht in Somalia. Alles was die Tina weiss ist, dass Amerika dort überhaupt nichts unternehmen soll. Wenn das der Tod von unzähligen Menschen bedeutet, sei es drum. Hauptsache kein Amerika, OK?
Posted by: WhatDoIKnow | January 09, 2007 at 11:24 PM
Ach, Tina, dabei schien alles doch so einfach - aber eben nur auf den ersten Blick...
Posted by: Gabi | January 10, 2007 at 12:11 AM
"Im fernen Baidoa?" Baidoa ist nicht einmal halb so weit von Mogadischu entfernt wie Bonn von Berlin.
Warum schweigt Frau Hassel darüber, dass Deutschland an diesem Konflikt beteiligt ist?
Und was ist "gepuscht"? A sleazy translation? Wer nicht einmal mit seinem eigenen Deutsch zurechtkommt sollte nicht andere zynisch und dumm nennen.
Posted by: FranzisM | January 10, 2007 at 01:51 PM
She's missing the upside in all this.
Those Kenyan safaris are about to become a lot cheaper.
/channelling Gunter
Posted by: Pamela | January 10, 2007 at 03:39 PM
This makes me smile :)
Posted by: Gunter | January 11, 2007 at 04:25 PM
Gunter, I think it's been quite evident that you are easily amused. Going out of your way to be obvious about it might lead some to mistake you for a crashing bore.
Posted by: Pamela | January 12, 2007 at 12:20 AM