(By Paul13)
Wem die oberflächliche Berichterstattung deutscher Massenmedien, die Bush's Rede zur neuen Irakstrategie im wesentlichen als Truppenverstärkung darzustellen versuchen, etwas seltsam vorkommt, kann sich glücklicherweise an kompetenterer Stelle über ein paar hierzulande - natürlich rein "zufällig" - übergangene, aber weit wichtigere Punkte des amerikanischen Strategiewechsels informieren. Weit entfernt davon, nur Schadensbegrenzung zu betreiben, scheint Bush nämlich wieder in die Offensive gehen zu wollen und den Kampf endlich - wie schon seit Jahren von neokonservativer Seite angemahnt, von den Realpolitikern aber immer wieder ausgebremst - auch auf die ausländischen
Drahtzieher des irakischen Terrorismus ausweiten zu wollen.
President Bush’s new Iraq plan highlights security in Baghdad, adds 20,000 extra US troops to boost Iraqi security effort, and vows “to seek out and destroy” networks Iran and Syria allows to attack US forces from their territory
DEBKAfile: This vow does not limit US military operations to Iraqi territory. Bush stated: “I recently ordered the deployment of additional carrier strike group in the region. We will…deploy Patriot air defense systems to reassure our friends and allies.”
Einen Vorgeschmack darauf bekam man bereits kürzlich, als iranische "Diplomaten", sprich Agenten, samt äußerst aufschlußreichen Informationen zu den von ihnen unterstützten - auch sunnitischen! - Terrornetzwerken aus dem Verkehr gezogen wurden. Die Kommandoaktion gegen das iranische Konsulat in Irbil Mitte der Woche war ein weiterer Tritt vors Schienbein der Mullahs. Interessant ist, daß das Regime in Teheran trotz eines derartig rabiaten Vorgehens von den obligatorischen Protesten abgesehen so tut, als ob nichts gewesen wäre, obwohl es nach der Theorie der Irakkriegsgegner jetzt eigentlich einen riesigen iranisch gesteuerten Aufstand der Schiiten im Süden des Irak geben müßte.
Doch weit gefehlt. Selbst der SPIEGEL rückt, nachdem er seine selektiven Kommentare zur Bushs Rede abgelassen hat, wenn auch etwas verspätet damit heraus, daß bei den US-Truppen im Umgang mit dem Iran nicht nur Schluß mit der weichen Welle angesagt zu sein scheint, sondern daß auch der angeblich unbesiegbare Iran offenbar keineswegs daran interessiert ist, da irgendetwas eskalieren zu lassen. Im Gegenteil, die Kommentare der iranischen Führung zur Festsetzung der iranischen "Diplomaten" wirken nicht gerade, als ob da jemand vor Kraft kaum laufen kann und nur auf das Signal zum Losschlagen wartet:
Die fünf Männer seien Diplomaten, die in "Konsulats-Angelegenheiten" im Irak seien. "Ihre Aktivitäten waren legal", erklärte Mohammad Ali Hosseini, Sprecher des iranischen Außenministeriums. Er forderte die sofortige Freilassung der Iraner und eine Entschädigung für die Schäden an dem erstürmten Gebäude. "Die Amerikaner wollen die Atmosphäre im Irak radikalisieren, um ihre Besetzung zu rechtfertigen, aber wir werden weise handeln", sagte Hosseini weiter.
An dieser Entscheidung wird die Tatsache, daß die USA nicht nur 21.000 Soldaten (die im übrigen auch nicht nur den Verkehr regeln können) zusätzlich in den Irak schicken, sondern auch - offenbar unterhalb des Radarschirms des investigativen Journalismus a la SPIEGEL - Luftwaffeneinheiten in die Südosttürkei verlegen und mehrere Flugzeugträgerverbände und amphibische Landungsgruppen in der Region zusammenziehen, nicht unerheblich dran beteiligt sein, was wiederum an der Selbstgewißheit jener kriegskritischen Militärfachleute kratzen dürfte, die seit Jahr und Tag behaupten, daß die USA gegenüber dem Iran militärisch nicht handlungsfähig sind, weil sie wegen dem blöden Bush ja im Irak festsitzen.
Interessant im Zusammenhang mit Bushs Rede zur neuen Strategie im Irak sind auch weitere Fakten, deren Unterdrückung den westlichen Medien erneut ein Armutszeignis ausstellt. So finden beispielsweise 80% der Anschläge in einem Umkreis von 50km um Baghdad statt, was Presse und Fernsehen hier im Westen natürlich nicht daran hindert, den kompletten Irak in einer Welle der Gewalt versinken zu sehen, ganz so als ob die Existenz von Problemvierteln in deutschen Großstädten zugleich automatisch den Zerfall der öffentlichen Ordnung im bayerischen Wald oder der Lüneburger Heide bedeutet.
Ähnlich verhält es sich mit dem Geschwätz des republikanischen Senators Chuck Hagel, der als Kronzeuge für den aktuellen Zerfall der Unterstützung Bushs durch die eigene Partei gewertet wird, während gleichzeitig - natürlich wieder rein zufällig, ist schon klar - zu erwähnen vergessen wird, daß Hagel schon immer gegen Bush und den Irakkrieg war und seinen Vietnam-Unsinn schon 2005 von sich gegeben hat. Es wäre also eher eine Nachricht wert gewesen, wenn er seine Ansicht geändert hätte und auf Bush-Kurs eingeschwenkt wäre, nicht umgekehrt. Aber was immer im Irak passiert, aus der Zeitung oder dem Fernsehen werden wir es bis auf weiteres wohl nicht erfahren.
"zu erwähnen vergessen wird, daß Hagel schon immer gegen Bush und den Irakkrieg war und seinen Vietnam-Unsinn schon 2005 von sich gegeben hat."
Die "Irak = Vietnam" war schon gleich am ersten Tag des Krieges geschrieben, im Spiegel sowie in der NYT, und müsste nachträglich zu Wahrheit erhoben werden. Nun, Saddam ist, wie allgemein bekannt, kürzlich gehenkt werden. Eben eine etwas bedaurliche Weise seinen "Sieg" über den Amerikanern zu feiern. Aber die Irak / Vietnam Gleichung muss halten, egal was wirklich passiert. Da muss man eben nur die Torlinien ein Bisschen schieben. "Sieg" wird einfach wegdefiniert. Also, wenn man die Iraqis nicht abhalten kann, sich gegenseitig umzubringen, und eind perfekte Demokratie in Irak zustande bringen kann, dann hat man den Krieg "verloren." Presto! Irak = Vietnam!
Posted by: Helian | January 23, 2007 at 05:03 PM