Der "Weltspiegel" ist eine TV-Magazin der ARD, dem bedeutendsten deutschen Public TV channel. Die Auslandskorrespondenten der ARD berichten darin über internationale Themen, die für deutsche Zuschauer von Interesse sein könnten.
Die Berichterstattung über die USA, speziell über die Politik der U.S. Regierung, entspricht höchsten journalistischen Standards, sie ist objektiv, ausgewogen und um sachliche Information bemüht.
Was natürlich nur als ironische Aussage gemeint ist..
Die Berichte des "Weltspiegel" aus den USA werden ganz überwiegend von einer arrogant-kritischen Pose der moralischen Überlegenheit und der Besserwisserei geprägt, die für die deutsche Linke seit dem Vietnam-Krieg zur Routine geworden ist.
Im "Weltspiegel" erscheinen konservative pro-Bush Amerikaner als naive Trottel, denen nur dann Anerkennung gezollt wird, wenn sie sich zu Kritikern des Irak-Krieges wandeln. Linke Bush-Kritiker erhalten hingegen stets wohlwollend Gelegenheit zur Darstellung ihrer Positionen. Die Irak-Strategie der U.S.-Regierung wird selbstverständlich - wir sind hier schließlich im German public tv - für gescheitert erklärt, die Moral der U.S.-Soldaten im Irak (und ihrer Angehörigen in den USA) sinkt angeblich auf nie gesehene Tiefs, und natürlich hat die U.S.-Regierung alle Welt über die WMD im Irak belogen.
Die "Weltspiegel"-Berichte verschweigen auch nicht, wie sehr die "Terror-Hysterie" in den USA die Grundlagen zivilen Zusammenlebens im Lande immer mehr gefährdet.
Die hoffnungslose Lage der "Armen" in Amerika - eine der beliebtesten Zielgruppen der Berichterstattung deutscher Medien - wird in naturalistischen Szenarios bis zur Tränengrenze bedauert. Da sich deutsche Medienbeschäftigte beim besten Willen nicht zu erklären vermögen, wie angesichts solcher Schreckensszenarien eine Regierung wiedergewählt werden könnte, werden dem TV-Zuschauer düstere Theorien über Wahlfälschungen durch Bush-Anhänger präsentiert. Es verdient wohl keiner besonderen Erwähnung, daß die Todesstrafe in den USA für den "Weltspiegel" das Ergebnis eines völlig aus den Rudern gelaufenen Rechtssystems ist, wie es eigentlich nur in Diktaturen vorstellbar wäre. (Wir stellen im Anschluß an diesen Text einige typische Passagen aus "Weltspiegel"-Berichten vor.)
Übrigens muß man fairerweise eingestehen, daß nicht alle Berichte des "Weltspiegel" sich mit der Kritik an der Bush-Regierung oder am Irak-Krieg beschäftigen. Gelegentlich werden auch solche für Amerika typischen Geschehnisse wie die Versteigerung von Trappern an ledige Frauen in Alaska, Schönheitsoperationen als Weihnachtsgeschenk, Wunschzettel für Hollywoods Vierbeiner oder ein Rodeo-Wettbewerb im Gefängnis vorgestellt. Damit wird die seit Generationen in den Deutschen verwurzelte Gewißheit genährt, daß Amerika die Heimat skurriler Menschen und bizarrer Geschehnisse ist.
Der "Weltspiegel" - die Realität der US-Berichterstattung in den deutschen Medien. Ihre Aufgabe ist es, den Menschen in Deutschland ein Zerrbild der Verhältnisse in den USA zu vermitteln.
Zitate
Schwächelnde Heimatfront
18. Mai 2003
Fulton im Bundesstaat New York. Eine der größten Firmen, der Schweizer Schokoladenkonzern Nestle, hat das Werk, in dem über 100 Jahre lang Süßes entstand, geschlossen. (...) Acht Prozent Arbeitslosigkeit hier im Bundesstaat New York, sechs Prozent im ganzen Land - das sind Zahlen und Schicksale, an die sich Amerikaner wieder erst gewöhnen müssen. (...)
Vor der Kulisse des Krieges verkündet der Präsident nun fast täglich, wie der darbenden Wirtschaft zu helfen sei. Sein Credo, seine Wunderwaffe: umfassende Steuersenkungen. Die Amerikaner sollen mehr kaufen können, denn mehr Konsum bedeutet mehr Jobs. Das milliardenschwere Steuersenkungsprogramm bevorzugt die Reichen, es treibt das Staatsdefizit weiter in die Höhe und wird erst in einigen Jahren - also zu spät für seinen Wahlkampf - tatsächlich Jobs schaffen, sagen die Kritiker aller politischen Lager.Urlaub an der Heimatfront
11. Juli 2004
Traurige Stimmung in Killeen, Texas, über die vielen Einwohner, die sich zur Zeit als Soldaten im Irak aufhalten. "Denn dieser Krieg dauert länger, als viele hier ursprünglich gedacht haben. Und: Kein Ende ist in Sicht. Die Familien der Berufssoldaten werden auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Bisher waren Auslandseinsätze auf sechs Monate beschränkt.
Demonstrativ überall die Durchhalteparolen in Killeen, der Garnisonsstadt im Herzen von Texas. (...) Von den 43.000 Soldaten sind gerade 3.000 noch hier. Nur Ausgewählte dürfen mit uns reden. Und bei den Foltervorwürfen weichen sie alle aus."Volk hinter Gittern
14. September 2003
...weit über zwei Millionen Amerikaner sitzen hinter Gittern. (...) seit vor 30 Jahren verschärfte Drogengesetze verabschiedet wurden: Mit Mindeststrafen wie sonst nur bei Kidnapping oder Mord. Die Zahl der Gefangenen hat sich seitdem mehr als verdoppelt. (...) 650 neue Gefängnisse sind seitdem gebaut. Erst jetzt wächst der Widerstand dagegen. (...) Tim Robbins, Schauspieler und Regisseur: "Das ist so dumm, was wir machen machen, schliessen die Drogenabhängigen gemeinsam mit Gewaltverbrechern ein. Einfach dumm." Susan Sarandon, Schauspielerin: "Als Mutter fühle ich mich schrecklich, wenn Dir die Kinder weggenommen werden. Du im Gefängnis nicht mehr zu den Kindern kannst. Das muss einen einfach berühren."Noch nie zuvor gab es so laute Proteste, doch die gegenwärtige Regierung hat zur Zeit andere Prioritäten als eine Strafrechtsreform.
Der gebrochene Elite-Soldat
14. März 2004
Tyrone Roper hat 20 Iraker erschossen. Jetzt liegt der US-Elitesoldat selbst am Boden. Einer von vielen, die den Krieg im Irak nicht verkraftet haben. Bei der Untersuchung eines Feindes, den er gerade mit Kugeln durchsiebt hatte, passiert das, was sein Leben verändern wird. Der Mann lebt. Tyrone: „Er hat nicht geschrien, er schaute mich nur an, voller Hass. Ich sah, wie das Leben aus seinen Augen schwand. Dann war es weg, er starrte nur, das Gesicht noch immer hasserfüllt.“
Seit diesem Tag ist der Tod Tyrones ständiger Begleiter. Er verkraftet nicht, dass er Menschen getötet hat, er desertiert, verlässt seine Familie, flieht nach Kanada. Tyrone ist Indianer, bei seinem Stamm sucht er Ruhe. Die Armee habe ihm das Schießen beigebracht, sagt er heute, „aber mich nicht auf das vorbereitet, was Krieg wirklich ist: Tod und Elend.“ (...)
Sie haben mir das Schießen beigebracht, sagt Tyrone heute über seine Zeit bei der US-Armee, aber mich nicht auf das vorbereitet, was Krieg wirklich ist: Tod und Elend, das schreckliche Gefühl der Macht über das Leben anderer Menschen. Jetzt hofft er, dass er in seiner Heimat für sich einen Weg zurück ins Leben findet.Wem die Arbeit fehlt
31. Oktober 2004
Gerald Baars sucht - und findet leider sehr schnell - auf den Strassen von New York die Verlierer amerikanischer Wirtschaftspolitik. Einen Job haben und davon leben zu können, das ist schon schwer. Der Druck geht von oben nach unten: Arbeitslose Akademiker verdrängen Büroangestellte, diese verdrängen Verkäufer, die machen dann niedere Putzjobs - es ist eine Spirale nach unten. Am Roosevelt Boulevard in Queens z.B. stehen tagtäglich die Tagelöhner Schlange und hoffen auf einen Job am Bau oder als LKW-Fahrer. Dumpinglöhne sind in und darum reicht meist ein Job nicht aus. Und die ganz unten - die sammeln Dosen auf den Strassen. Für die kriegt man immerhin 5 cents.USA: Die Abkehr der Bush-Treuen
1.August 2004
Washington-Korrespondentin Patricia Schlesinger ist aus Anlass der anstehenden Präsidentschaftswahlen durch die USA gereist und hat die Stimmung von Amerikanern erfragt. Ehemalige Bush-Anhänger berichten ihr, dass vor allem die Irak-Politik ihres Präsidenten sie zu Bush-Gegnern gemacht hat. Sie traf Soldanten, die freiwillig in den Irak zogen und beim Dienst in Bagdad an ihrer Regierung zu zweifeln begannen. (...)
Die nächste Station unserer Reise ist Atlanta, im Bundesstaat Georgia. Wir haben eine Verabredung mit einem ehemaligen Präsidenten der USA, mit Jimmy Carter. Wir möchten seine Meinung zum Krieg im Irak erfahren. Daraufhin tut er etwas Ungewöhnliches für einen ehemaligen Präsidenten: hart kritisiert er den Amtsinhaber. "Wie sehen Sie die Situation im Irak?", fragen wir.
"Amerika hat unter George W. Bush einige schwere Fehler gemacht", sagt der Friedensnobelpreisträger. "Dieser Krieg war einer davon. Er war unnötig und seine Legitimation beruhte auf falschen Voraussetzungen. Das mag entweder eine Fehlinterpretation von geheimdienstlichen Erkenntnissen gewesen sein oder aber in einigen Fällen eine gezielte Fälschung der Tatsachen. Die amerikanischen Wähler werden im November darüber ihr Urteil fällen. In erster Linie wird über diesen Krieg abgestimmt."
In Washington beenden wir unsere Reise. Dort, wo Amerika seinen großen Präsidenten Ehrenmale gebaut hat. Das Land soll für eine friedliche, demokratische Welt eintreten, das ist ihr Vermächtnis. Der Krieg im Irak aber stürzt Amerika in Selbstzweifel.Das große Warum
9. Mai 2004
Ein kleiner Ort in Maryland kämpft seit gut einer Woche gegen einen zweifelhaften Ruf: Heimat von Folterern (Lynndie England) zu sein. Willkommen in Cresaptown, Standort der 372. Kompanie der Militärpolizei. Die Basis ist für Medien geschlossen, zu groß die Verunsicherung. Die Einwohner von Cresaptown stellen sich immer wieder die gleichen Frage: was ist nur in den Köpfen unserer Soldaten vorgegangen? Warum haben sie das getan? (...) viele Experten glauben, dass die Soldaten Teil des Verhörsystems der Geheimdienste waren. Tim Brown, Militärexperte bei Global Security sagt: "Nach dem 11. September wurde den Geheimdiensten gesagt: wir wollen Resultate, um jeden Preis. Sie haben Ihre Art zu arbeiten völlig umgestellt, mit ausdrücklicher Erlaubnis des Weißen Hauses und des Nationalen Sicherheitsrats. Sie sollten einen Job erledigen." (...)
Wie unamerikanisch ist diese Szene wirklich? Gezielte Erniedrigungen und Übergriffe gegen Häftlinge sind in den USA keineswegs selten. Noch einmal Tim Brown: "Dieses Verhalten ist nicht unamerikanisch. Es gibt ständig Misshandlungen von Häftlingen in zivilen Gefängnissen, und das im ganzen Land."Soldaten-Familien klagen an - Die Opfer des Irak-Krieges
16. November 2003
Elaine hat ihren einzigen Sohn Darius verloren. In einem Krieg, den sie nie wollte, in einem Land, das sie nicht kennt, aus Gründen, die sie nicht versteht. Darius ist nur 22 Jahre alt geworden. Er war auf dem Weg nach Hause als sein Hubschrauber im Irak vor zwei Wochen abgeschossen wurde. Seine Mutter Elaine sucht noch immer einen Sinn für den Tod ihres Kindes.
Aus ihrer Verzweiflung und ihrer Trauer wurde inzwischen Wut. „Die haben meinen Sohn dahin geschickt, ohne dass sie einen Plan hatten. Und sie haben immer noch keinen Plan. Ich will ein paar Antworten darauf, warum mein Sohn sterben musste, für nichts.“ Die Anti-Kriegsstimmung wächst nicht nur in dem kleinen Ort Orangeburg in South Carolina. Zwei Drittel der 14.000 Einwohner sind schwarz. Die meisten gehen hier zum Militär, weil sie so leichter ein Stipendium oder einen Job bekommen.Schönheitsoperationen als Weihnachtsgeschenk
28. November 2004
Amerikaner spritzen sich Silikon in die Füße. Das gibt ein Polster für das Stehen in Stöckelschuhen. Das ist normal. Darüber runzelt in den USA niemand die Stirn. Kann ja auch kaum noch einer. Botox hat die Gesichtsnerven vieler längst gelähmt. Fett wird in der Mittagspause abgesaugt. Wie weit geht der Operationswahn in den USA?Rettung aus der Todeszelle
17. April 2005
Freispruch oder Todesstrafe – das Urteil kann in den USA Glückssache sein. Wer sich keinen guten Anwalt leisten kann, landet unter Umständen in der "Death Row“. ... Mehr als 100 Menschen wurden in den USA bisher zu Unrecht zum Tode verurteilt und später freigelassen. Niemand weiß, wie viele Unschuldige bis heute exekutiert wurden.Der Schrei nach Rache kann blind machen – blind für die Gerechtigkeit.
Fairplay bei der Wahl?
17. Oktober 2004
Nach dem Stimmzettel-Debakel von Florida im Jahr 2000 stehen die aktuellen Präsidentschaftswahlen in den USA unter dem Verdacht der Manipulation. Stimmen sollen diesmal an Computern abgegeben werden, die keine Belege drucken. Der Hersteller ist ein erklärter Bush-Freund. Im Bush-regierten Florida werden von den Wählerlisten wegen angeblicher Vorstrafen vornehmlich Schwarze gestrichen. Sie votieren traditionell eher für die Demokraten. Washington-Korrespondent Thomas Berbner geht der Frage nach: Gibt es ein Fair play?
(Es folgt eine Ansammlung von Behauptungen, die anstehende Wahl könnte manipuliert werden.)
Bis heute glauben viele US-Bürger nicht, dass das Land von einem rechtmäßig gewählten Präsidenten regiert wird. Von der Verfassungskrise im Anschluss an die Wahl hat sich das Land bis heute nicht vollständig erholt. Für viele ging damals nicht nur eine Wahl verloren, sondern auch der Glaube an die Demokratie.
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