There is a lot of talk on the U.S. trade stats and in particular on the U.S. trade balance deficit in our comment sections. Not all of it makes sense. So lets get the facts straight:
U.S. exports Jan - Sept 2004: 850,466 Million U.S. Dollars
U.S. imports Jan - Sept 2004: 1,295,011 Million U.S. Dollars
U.S. trade balance Jan - Sept 2004: - 444,545 Million U.S. Dollars (= ca. -445 bn U.S. Dollars)
(Source)
U.S. - EU trade balance Jan - Sept 2004: -79,891 Million U.S. Dollars (ca. -80 bn U.S. dollars)
U.S. - Germany trade balance Jan - Sept 2004: -33,095 Million U.S. Dollars (ca. -33 bn U.S. dollars)
(Source)
U.S. Gross Domestic Product (GDP) in 2004 should be approx. 11.000 bn U.S. dollars (Source).
Even though the trade figures from above refer just to Jan - Sept 2004, while the GDP estimate is for all of 2004, it is obvious that the trade deficit in 2004 will be less than 5 % of 2004 U.S. GDP - which shows the somewhat limited importance of the trade deficit for the U.S. economy.
On comparison, German GDP will be around 1.800 bn U.S. dollars in 2004 (Source). The German trade surplus will be around 200 bn U.S. dollars in 2004 (this is admittedly a very rough estimate based on this table). The trade surplus is certainly higher than 10 % of German GDP - which shows the importance of the trade surplus for the German economy.
Who will benefit from a reduction of the U.S. trade deficit (a development some of our German commentators call for)? Answer: the U.S. economy, but not by much.
Who will suffer from a reduction of the U.S. trade deficit? Almost certainly the German trade surplus - and consequently the German economy. Whatever little growth Germany had in 2004 came mostly from Germany's trade surplus.
Also, please note this valuable information from Economics 101: if you have just two countries, one with high economic growth, and one with low economic growth, then the high-growth economy will show a trade deficit over time, and the low-growth economy will experience a corresponding trade surplus.
So, there's nothing unusual about the U.S. trade deficit. It's more or less a consequence of the strong U.S. growth, and the malade economics of others, such as the EU, and in particular Germany. (I agree that exchange rate and interest rate policies of the U.S. have some influence on the trade deficit as well, but in my opinion the growth argument is stronger than any of these two factors.)
The GDP (Bruttoinlandsprodukt) of Germany was 1 985,20 bn EURO in 1993, it should come to about 2000 bn Euro in 2004. In dollars this would be 2600 bn dollars at an exchange rate of 1.30 (Source: Statistisches Bundesamt)
http://www.destatis.de/presse/deutsch/pm2004/p4960121.htm
Note from David: Thank you for the correction.
But my basic conclusion still holds: the U.S. trade deficit - in relative terms - is less important for the U.S. economy than the German trade surplus is for the German economy.
Posted by: Transatlantiker | November 25, 2004 at 03:16 AM
There isn't only the way of reducing imports to reduce trade deficit, there is also the way of increasing exports to reduce a trade deficit.
Note from David: That's true. But regardless of whether the U.S. increases exports or reduces imports - the end result (reduction of the U.S. trade deficit) would be the same. And a reduction of the U.S. trade deficit would be a boost for U.S. GDP and a loss for the economies of the rest of the world (not taking into account consequences a U.S. trade deficit reduction might have on interest rates, exchange rates, etc.).
Posted by: | November 25, 2004 at 04:41 AM
Es geht bei der ganzen Diskussion nicht primär um das Handels- sondern das Leistungsdefizit. Daunter fallen alle 'assets' vor allen Dingen aber die seit 2000 regelrecht zusammengebrochenen Direktinvestitionen sowie Schuldtitel (siehe die neuerliche Staatsverschuldung von >500 Mrd USD/Jahr).
Wer sich für die aktuellen Zahlen der US Ökonomie bzw deren grafische Auswertung interessiert, dem empfehle ich meinen (sicherlich des Amihasses unverdächtigen) Kollegen Paul L. Kasriel (z.B. auf http://www.northerntrust.com/popups/popup.html?http://www.northerntrust.com/library/econ_research/weekly/us/pc100104.pdf).
Notiz von David: Es ist in der Tat die Frage, welche Folgen das Leistungsbilanz-Defizit der USA haben wird. Alan Greenspan hat in seiner Rede vor dem European Banking Congress 2004 am 19. November 2004 durchaus auf beträchtliche Risiken hingewiesen, zugleich aber auch gesagt: "It is of course possible that U.S. policy initiatives directed at closing the gap between our domestic investment and domestic saving, and hence narrowing our current account deficit, may not suffice. But should such initiatives fall short, the marked increase in the economic flexibility of the American economy that has developed in recent years suggests that market forces should over time restore, without crises, a sustainable U.S. balance of payments. At least this is the experience of developed countries, which since 1980, have managed and eliminated large current account deficits, some in double digits, without major disruption. Flexibility, as history persuasively shows, enables an economic system to better absorb and rebound from shocks."
Posted by: | November 25, 2004 at 07:36 AM
Kurz ein anderes Thema:
Dafür lieben die Deutschen Hans Blix:
"Integration leads to peace."
"There has been some talk of a "war of civilizations". Considering the military realities of today such a war seems implausible, but one of the sad consequences of the war in Iraq has been to push many moderate Muslims in an anti-American and anti-Western direction and to stimulate terrorism."
http://www.dgvn.de/veranstaltungen/dgvn-v-041022_blix-vortrag.htm
Waren nicht die Todespiloten vollkommen in unsere deutsche Gesellschaft integriert. Hatten sie nicht wunderbare Studienplätze, liebe Freunde, saubere Zimmer in einer Wohnung, nette Eltern zu Hause, die Geld schickten, Freundin, hätte doch so schön sein können, aber nein, sie müssen sich daran beteiligen, in menschenverachtender Weise ca. 3000 Menschen in den Tod zu schicken. Mitleidslos. Erbarmungslos. Trotz Integration opfern sie sich fürs vermeintliche Paradies. Wie können denn Jungfrauen überhaupt erstrebenswert sein, wenn man dafür brutal morden muß? Wie haben es diese netten jungen Männer geschafft, 3000 Menschen das Leben zu nehmen, ohne ein menschliches Gefühl zu entwickeln wie Zweifel?
Da redet denn Blix von Integration und Frieden und weiß nicht, daß wenige Wochen nach seiner geschwollenen Rede ein integrierter Niederländer einen anderen Niederländer absticht wie ein Schwein, weil ihm seine lockeren Reden nicht gefallen. Im Namen seines Gottes.
Irakern zu helfen und sie vom Diktator zu befreien verursacht Terror? Komisch. Dann müssen die meisten Iraker ja blöde sein, wenn das stimmen würde.
Aber auf manche trifft es ja zu. Sie sind nur nicht vorher moderat gewesen, wie Blix es glaubt und hier verbreitet. Diese waren schon vorher rassistisch und antiamerikanisch und Juden haßten sie sowieso. Lest die arabischen Medien. Sie wollten schon vorher Juden und Amerikaner töten und all ihre Helfershelfer im Irak. Was das mit der Beseitigung Husseins zu tun hat, wie es Blix so einfach behauptet, kann ich nicht nachvollziehen. Wie kann man das ernsthaft glauben, daß moderate Menschen Terroristen werden, weil die USA einen Massenmörder gestürzt haben.
Juden und Amerikaner waren auch schon vorher Haßobjekt von Bin Laden und anderer Terrorgenossen.
Arafat hat die Judenjagd wieder gesellschaftsfähig gemacht. Mal ein paar Tote bei Olympia. But the show must go on. Davon hat sich niemand seinen Spaß am Sport nehmen lassen. Mal da ein Selbstmordattentat und Schulkinder, mal da ein Jude im Rollstuhl und Botschaften und wieder Schulkinder, Restaurantgäste usw. Wer regt sich schon groß auf? Terror gegen Israel und USA - das hat uns noch nie sonderlich gekümmert und gesorgt. Man war sich lange sicher, daß wir verschont bleiben.
Allmählich machen sich Zweifel breit. Madrid war vielleicht ein Versehen, aber jetzt van Gogh, das verhinderte Attentat in London. Ob wir vielleicht auch ...? Keine Panik, ruhig bleiben, schön weiter auf Scharon und Bush hetzen, vielleicht könnne wir den Haß wieder in die richtige Richtung lenken.
Amerika und Israel, es ist so leicht euch zu hassen, damit wir verschont bleiben.
Moderate Moslems hassen also die USA für die Befreiung des Iraks vom Massenmörder Saddam Hussein?
Das können nur Rassisten sein oder manipulierte Idioten oder Terrorgeister. Aber ein moderater Mensch mordet nicht. Diese Grundthese stimmt eben nicht, daß dieser Menschen zuvor moderat waren.
Warum haben denn Deutsche nach dem WW II nicht mit Terror reagiert? Haben wir nicht auf HitlersSeite gegen die USA gekämpft, mit Liebe und Leidenschaft fürs deutsche Vaterland? Und dann nach der Niederlage schlug die Deutschlandliebe um in Amerikaliebe und-dankbarkeit. Von heute auf morgen oder wie ging das? Wer vorher kein Nazi war, war natürlich sofort befreit, aber gab es denn nicht auch vereinzelte Nazis unter Hitler? Wenigstens ein paar?
Nein, ganz ohne Sarkasmus. Wie hat man es in Deutschland geschafft, daß der Haß auf die USA, dem Feind, umschlug in Dankbarkeit und Freundschaft?
Das hat doch eine lange Zeit gedauert.
Warum macht man es nicht so im Irak? Warum hetzt Deutschland gegen die USA, warum sagt man den Irakern nicht, daß die Amerikaner doch nur helfen wollen, so wie sie es nach 1945 in Deutschland gemacht haben? Da? es die Basis für eine tiefe Freundschaft wurde. Daß der Amerikahaß den Weltfrieden stört und nicht die USA und Israel. Warum sagt man nicht, daß die Amerikaner gegen den Terror kämpfen, statt sie selbst als Terroristen zu bezeichnen?
Was ist mit Deutschland passiert, daß wir aus unserer eigenen Geschichte nichts gelernt haben?
Warum stört der palästinensische Terror nicht? Warum helfen wir nicht, ihn zu stoppen, warum pumpen wir Milliarden Geld darein, um den Terror zu ermöglichen? Wollen wir gar keinen Frieden? Haben wir Angst vor diesen Terroristen? Gefällt es uns vielleicht sogar, daß die nur Israel im Auge haben? Schlagen wir auf Israel ein, um den Terroristen zu gefallen? Aus Schwäche und nennen es Solidarität? Ist das nicht alles Lüge?
Ohne Terror gäbe es längst zwei Staaten im Nahen Osten. Warum wird denn nicht verhandelt? Würde Deutschland mit Terroristen verhandeln? Warum nennt Deutschland Arafat nicht Terrorist? Hat er nicht gemordet und morden lassen? Sind diese Taten verjährt? Warum ist Fischer dorthin und hat seine Achtung gezeigt. Warum hat Deutschland nicht den Terror beim Namen genannt, wenn der Rest der Welt zu feige ist. Warum haben wir uns eingereiht und einen Kniefall vor dem Terror gemacht? Warum signalisieren wir ständig, macht weiter so, wir halten euch nicht auf.
Kämpfen im Irak tatsächlich moderate Iraker gegen die USA und UK? Wenn Terroristen Iraker abschlachten, weil diese Polizisten geworden sind, ist es dann logisch, die USA zu kritisieren, weil sie den Massenmörder gestoppt haben, oder wäre es nicht logischer, die Terroristen zu kritisieren?
Blix sagt ja nichts anderes als, hättet ihr mal den Massenmörder weiter morden lassen, dann könnte Hussein weiter im Geheimen morden, statt daß man jetzt die Terorristen im TV sieht, wenn man beim Abendbrot sitzt. War vorher irgendwie schöner und friedlicher. Die Toten in den Massengräbern sah man wenigstens nicht. Jetzt quälen einen die unzähligen alten Knochen.
Blix hat Unrecht: Nicht die moderaten Moslems töten, sondern Teroristen, die es auch vorher schon waren, die von Afghanistan nach Tschetschenien reisen. Vielleicht sogar mit Vielflugbonus.
Moderate Menschen können allerdings durch starke Propaganda aufgehetzt werden. Darüber sollten Europa und Blix mal denken. Inwieweit trgen wir zum Terror bei, indem wir die Amerikaner weiter dämonisieren, Abu Ghraib wird bis zum Erbrechen ausgeschlachtet.
Indem Blix weiter posaunt, die USA haben Unrecht getan, gibt er den Terroristen ein "Recht" weiterzumachen.
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Happy Thanksgiving to all of you. How many Germans still believe that the turkey from last year which Bush hold in his hands, was out of plastic? They misunderstood "decoration". It is funny but not really.
Posted by: Gabi | November 25, 2004 at 09:47 AM
I agree that the trade surplus has a greater impact on Germany than a trade deficit has to the United States, as long as they can print the reserve currency of the world.
But the problem is not the current deficit (and it's a twin deficit), the problem is the worry that the U.S. isn't doing anything to reduce deficit and debt but by letting the dollar decline.
The first thing you'll want from your reserve currency is a certain stability. It is true that the dollar has always fluctuated but it was the only kid on the block. A very gradual decline might not hurt its position but we could also see a free fall. In that case it's just a matter of time when China and Japan will ponder over cutting their losses. And then the dollar decline could turn into a real disaster.
In the end it's all about trust. Does the world, that invests 80% of it's savings into the U.S., believe that the U.S. is doing enough to solve its deficit problem in the longer terms and stabilize the dollar?
If not, the U.S. will have to adopt drastic measure to lure investors... by raising interest rates, for example. This will hurt the housing sector especially.
Boosting exports by letting the currency decline is a two edged sword. For now it will hurt Europe mostly, but if Europe loses more jobs (and money) because of this, it won't buy more U.S. products, even if they are cheaper.
The winner could be China that pegs its yuan to the dollar which will boost cheap Chinese exports to Europe. The Chinese may very gradually switch to the Euro.
All I'm saying is that the current "weak dollar only and we'll be fine" policy is very risky and you'll find few economists who are not worried about it.
Posted by: Transatlantiker | November 25, 2004 at 10:03 AM
Gabi, Deutschland 1945 ist einfach nicht vergleichbar mit Irak 2003, auch wenn das oft versucht wurde. Die Amerikaner sind in ein völlig kriegsmüdes, erschöpftes Land einmarschiert, dessen Bevölkerung eigentlich nur auf die Gnade der Sieger hoffen konnte, angesichts der Naziverbrechen.
Vielleicht der wichtigste Faktor, dass es zu keinen Aufständen kam, war, dass die wichtigste Bevölkerungsgruppe fehlte, die das hätte bewerkstelligen können. Die Wehrmacht war ja fast komplett in Kriegsgefangenschaft, und Zugang zu schweren Waffen gab es kaum mehr. Den Amerikanern war man dankbar für die humane Behandlung, obwohl auch in Deutschland die ersten Jahre hart waren. Man stelle sich vor, es hätte im Hungerwinter 1946/47 hundertausende junger Männer mit Zugang zu unzähligen Waffenlagern gegeben...
Spätestens mit der Luftbrücke haben die meisten DEutschen dann die Amis nicht mehr als Besatzer, sondern als Freunde gesehen.
Dazu kommt, dass Deutschland für die Amis sicher leichter zu "bewältigen" war, viel näher. Es gab tausende von Exildeutschen in der US Army, die vermitteln konnten.
Dass man die irakischen Armeeangehörigen einfach nach Haus geschickt hat, ohne irgendeine Möglichkeit, die Familie zu ernähren, war bestimmt der größte Fehler. Dazu kommt, dass die Amerikaner Opfer ihres eigenen Mythos wurden, nämlich dass sie alle Probleme im Handumdrehen lösen könnten. Doch dafür war einfach zu wenig geplant. Wie chaotisch und dilettantisch es in den ersten Monaten zuging, kommt so langsam ans Tageslicht.
Nicht jeder Iraker, der jetzt die Amerikaner zum Teufel wünscht, ist (und war vorher) ein Terrorist. Natürlich haben Terroristen, religiöse Fanatiker (und jede Menge eher gewöhnliche Kriminelle) die unübersichtliche Lage ausgenutzt. Und jetzt ist eine gefährliche Spirale in Gang gesetzt. Je härter die Amerikaner jetzt vorgehen (müssen), desto mehr Feinde schaffen sie sich. Was die Iraker jetzt bräuchten wäre ein charismatischer demokratischer Führer, der diesen gordischen Knoten durchschlagen könnte. Aber Allawi ist das bestimmt nicht.
Posted by: Transatlantiker | November 25, 2004 at 10:39 AM
Nochmal. Das Problem ist das Leistungsbilanzdefizit und vor allem dessen Finanzierung. 300 Mrd USD des amerikanischen Haushaltsdefizits wurden alleine dieses Jahr von der Chinesischen und der Japanischen Notenbank finanziert. 85 % des Reserven der Chinesischen Notenbank sind mitlerwewile USD. Die müssen, sollten sie jemals ihre Währung floaten wollen, unbedingt in physisches Gold und in einen Währungskorb diversifiziern. D.h. die müssen US Treasuries *verkaufen*.
Bei Japan sind die Rücklagen weit besser gestreut, aber die brauchen auch keine USD mehr.
Wer soll also kaufen. Die Privaten sind längst auf der Verkäuferseite (schliesslich haben sie im Gegensatz zu einer Notenbank auch Kapitalkosten).
Und wenn Greespan die Zinsen anziehen muss, dann kommt die Lawine ins rollen: der überhitzte Immobilienmarkt kommt ins trudeln, die Banken deren Immo-Kreditanteil bisher ungekannte 30% erreicht hat, kommen in die Bredouille und wir haben die gleiche Situation wie in Japan seit 15 Jahren: die Banken sind faktisch illequide und können keine Kredite mehr bereitstellen.
Dann gute Nacht.
Notiz von David: Diese ganzen Doomsday-Prognosen führen zu nichts. Man kann sich solche Szenarien ausdenken oder es auch sein lassen. Die Diskussion über die Wahrscheinlichkeit ihrer Realisierung führen direkt in das weite Land des Glaubens.
Natürlich - wenn das Leistungsbilanz-Defizit der USA auf ewig fortbesteht, gehört eines Tages die ganze US-Wirtschaft dem Ausland, vor allem der EU und China. Wird das geschehen? Natürlich nicht.
Im übrigen: "The inability to anticipate changes in supply and demand for a currency is at the root of the statistically robust finding that forecasting exchange rates has a success rate no better than that of forecasting the outcome of a coin toss." (Alan Greenspan)
Und: "In the long run, we are all dead." (Keynes)
Posted by: | November 25, 2004 at 12:48 PM
Trotz alledem muss man auch sagen, dass es weniger die Höhe des aktuellen US-Defizits ist, die Sorgen macht, sondern die rasante Abwärtsentwicklung. Sollten die USA dies stoppen, werden wir bald hören, wie "überbewertet" der Euro eigentlich ist. Denn die wirtschaftlichen Daten aus Europa stützen den momentanen Kurs gar nicht. Im Prinzip sind es die asiatischen Währungen, die unterbewertet sind, aber momentan mit der Koppelung an den Dollar gut fahren. Man erhält sich den Amerikahandel und dringt weiter in Europa vor. Dass die Dollarreserven dabei weniger wert werden, ist immer noch das kleinere Übel.
Gefährlich würde es erst wenn der Dollar massiv abrauscht. 1,35 wäre ein soft landing, ab $1,40 für den Euro wird es wirklich problematisch, denn dann ist der absolute Tiefstkurs des US-Dollars (1995 fiel er auf DM 1,37 erreicht). Trotzdem ist das ganze weniger hart als damals, da die Eurozone vieles abfedert. FRüher war das eine Aufwertung der DM gegenüber dem Dollar UND der wichtigsten europäischen Währungen, also eine wesentlich verschärftere Konkurrenzsituation. Außerdem sind "Exporte" mit Teilimporten (die billiger werden) verbunden als früher. Früher rechnete der Kaufmann sinnvollerweise mit einem Kurs von DM 1,60 pro Dollar, jetzt liegen wir etwa bei 1,48, und die meisten Firmen sichern sich ab.
Wie gesagt, allmählich müssen die Amerikaner Schritte unternehmen, um ein soft landing zu gewährleisten, sonst wird der Nimbus des Dollars als Weltreservewährung nachhaltig beschädigt: mit fatalen Folgen.
Das Risiko durch Terroranschläge und evtl. Irankrieg ist da noch gar nicht eingeschlossen.
Posted by: Transatlantiker | November 25, 2004 at 01:18 PM
Noch was: Wenn alle Welt daran glaubt, dass eine Währung (oder Börse) nur in eine Richtung geht, ist das eigentlich ein Signal dafür, genau das Gegenteil anzunehmen. Diese Ansicht hat mir 1999/2000 viel Geld gerettet :-)
Psychologie sind 90% des Börsengeschäfts.
Posted by: Transatlantiker | November 25, 2004 at 01:21 PM
As some people have already said on this blog, it's not only the trade balance that is important but also the current account balance. So as long as the money the US spends for foreign goods comes back in foreign investments, they are perfectly fine. So far Asia is allowing the US to run such a high trade deficit by reinvesting their earnings in America. If the US trade balance is not getting smaller, the dollar is likely to fall further and German exports will become more expensive.
@David:
I don't quite understand your argument that strong growth in the US economy leads to a trade deficit. Strong economic growth in China has led to a huge trade surplus. It seems to be the strong consumer demand that has led to the current situation and I personally am worried about the level of debt per capita in the US.
Note from David: One of the well known and widely accepted elements of the Keynesian theory is the "marginal propensity to import" (m), meaning (roughly): the higher aggregate income Y, the higher are imports (mY). Check here and in particular here.
China's trade surplus in the face of strong economic growth doesn't contradict Keynes. China keeps its currency at an artificially devalued level just to spur exports. Also, their state run economy can keep imports low at any time and at any cost. All they have to do is to strictly control capital flows in and out of the country.
Posted by: Phil | November 25, 2004 at 02:01 PM
@transatlantiker
Wehe den Besiegten ...
Ich stimme Ihnen zu, was die Unvergleichbarkeit: Deutschland 1945/Irak 2004, anbelangt: Im Gegensatz zu 1918 war die Niederlage im Mai 45 ebenso total wie der Krieg selbst -und zwar physisch-militärisch wie psychisch-moralisch (Auschwitz). Für die Planer smarter Kriege mit smarten Bomben bedeutet dies letztlich ein neues Dilemma -einen punktuell-gezielten Krieg gibt es nicht? Entweder man verbrennt die Zivilisten zu 100000en, vertreibt sie in riesigen Massen, atomisiert sie wie die Japaner oder man führt erst gar keine Kriege? Es wäre schlimm, wäre das die Lehre des Irak-Krieges; denn dann hätte man dieses Land einem Mann weiterhin überlassen müssen, der seinerseits 100000e seiner Landsleute hat massenermorden lassen, weil die einzig funktionierende Alternative dazu ja die wäre, Saddams blutigen Job nun unsererseits auszuüben.
Es gibt noch einen weiteren, noch gravierenderen Unterschied zwischen D 45/Irak 2004: Wir hatten demokratische (1848/1919-33), vor allem aber bürgerliche Traditionen (19.Jhd./Kaiserreich), die es uns leichter gemacht haben, uns mit einer modernen Westkultur (mehr oder weniger oberflächlich) abzufinden. Den Irakern fehlen solche Grundlagen: Ich habe vor Jahren Burkes Verurteilung der Franz. Rev. zustimmend gelesen, insofern dort folgende Fragen allesamt negativ beantwortet wurden:
Kann man einen Staat mittels Sozialtechnik einfach machen, konstruieren?
Kann man ohne Tradition/Kontinuität und gewachsene Strukturen, alleine mit planender Vernunft ein System schaffen?
Werden Institutionen/Gesetze je respektiert, wenn sie nicht den wie selbstverständlich akzeptierten Werten entsprechen?
Sind Sprünge historisch möglich und wünschbar?
Wird nicht die ahistorische Willkür der System-Avantgarde diese bald dazu verleiten, sich auch zu Grausamkeiten von oben im Namen einer überlegenen Idee berechtigt zu fühlen?
Sie sehen, es gibt auch konservative Einwände gegen den Irak-Krieg, zumindest wenn er mit dem alleinigen Ziel einer quasi-revolutionären Demokratisierung geführt worden wäre: Es sind ja -abgesehen von der Demokratie- auch Ziele schon unbestritten erreicht; kein Diktator kann es länger wagen, Katz und Maus mit der Westl. Welt zu spielen; der Druck auf Syrien, Saudi-Arabien ist gewachsen, keinen Terror mehr zu fördern; auf längere Sicht werden die Amerikaner wirtschafts- und militärstrategisch unabhängiger werden von Saudi-Arabien; die Massenmorde sind gestoppt; die Massenvernichtungswaffen-Programme sind ein für allemal gestoppt; Saddam wird seine gerechte Strafe erhalten; eine Übergangsregierung ist im Amt; eine Armee ist im Aufbau; Schulen sind im Aufbau; viele Exil-Iraker sind zurückgekehrt etc. etc.
Was die Demokratie anbelangt, bin ich skeptisch;
andererseits: Viele Araber wünschen sich nichts sehnlicher, als in den Westen/die USA auszuwandern; ein freier Markt und eine offene Gesellschaft, in der Recht und nicht tribalistische oder paternalistische Willkür regieren, in der jeder die Möglichkeit hat, sein Glück zu suchen, werden auch auf Menschen einen unwiderstehlichen Reiz ausüben, die mit solchen Lebensformen wenig Erfahrung haben.
Wir wissen beide nicht, wie die Menschen im Irak überwiegend denken, auch wenn Sie vorgeben, es zu tun: Mein Verdacht ist ein wenig, dass die, die Amerika den Sieg, die Befreiung 45 nie wirklich verziehen haben und sich nur widerwillig mit den Amerikanern "befreundet" haben, nun den Amerikanern auch nicht zutrauen, sie könnten die Freundschaft der Iraker gewinnen.
Ich bin optimistisch, weil vielleicht der Wunsch der Vater meiner Gedanken ist; Sie dagegen präsentieren für die US-Wirtschaft, wie für den Irak immer ein worst-case-Szenario mit hämischen Nebentönen ("Handumdrehen"), weil auch hier vielleicht (neben kaufmännischer Nüchternheit) der Wunsch Vater Ihrer Gedanken ist?
Ralph
Posted by: ralph | November 25, 2004 at 02:35 PM
Ralph, nein, ganz und gar nicht, schon aus reinem (europäischen) Egoismus heraus. Wir haben nichts davon, wenn die US-Wirtschaft zusammenbricht oder die Amerikaner im Nahen Osten scheitern. Das mit dem "Handumdrehen" bezog sich auf die Erwartung der Iraker, doch glaube ich schon, dass die Amerikaner Irak unterschätzt haben. Wenn man sich klarmacht, von welcher Bedeutung ein klarer Erfolg dort war und ist, dann wundert es einen schon, dass Rumsfeld bereits hier seine Ideen vom schnellen "billigen" Krieg mit möglichst wenig Truppen ausprobieren durfte.
Wirklich besiegt war der Irak ja gar nicht. Die Armee hat sich größtenteils vor der US-Übermacht verdrückt (sicher ein weiser Entschluss) und als nach zwei Wochen die US-Panzer über die Tigrisbrücken fuhren, war der Krieg ja nicht zu Ende. Man ging also zum "postwar" über, bevor der Krieg wirklich gekämpft war. Ungefähr so, als wären die Amerikaner nach der Landung in der Normandie in wenigen Wochen mit ihren Panzern nach Berlin gerollt, während die deutsche Wehrmacht den Gefechten aus dem Weg ging.
Übrigens finde ich es interessant, dass man, im Gegensatz zu Nazideutschland, das "irakische Volk" so gar nicht in Verantwortung nahm und nimmt für das, was in SAddams Zeit geschehen ist. War Saddam allein für all die Massengräber, die Hunderttausende von Toten verantwortlich, hat er allein Iran angegriffen, Kuwait verwüstet, die Shiiten abgeschlachtet? Na gut, man hat die wichtigsten Baathisten per Pokerkarte gesucht... Ich habe nicht den Eindruck, dass sich das irakische Volk mitverantwortlich fühlt für 30 Jahre Schreckensherrschaft. Aber ein Diktator kann nicht allein regieren, er braucht die Helfer, Mitläufer, Zuschauer...
Meiner Ansicht nach ist die augenblickliche US-Administration so von ihrer Sendung überzeugt, dass sie glaubt, mit geringem Einsatz unglaublich viel riskieren zu können. Powell hat diese Gefahr erkannt, und auch Jay Garner war wohl der klügere Statthalter als Bremer.
Diese Poker-Attitüde scheint mir auch ein wenig die Dollarpolitik zu prägen. Bush läßt den Dollar fallen, bis alle Welt zur Stützung ihrer Reservewährung wieder massenweise Dollars aufkauft... und so nicht nur den Irakkrieg, den die meisten nicht wollten, mitfinanziert. Das kann gut gehen, aber auch fatale Konsequenzen haben, sollte das Vertrauen in die Leitwährung zu sehr darunter leiden.
Nein, ich hege keine europäischen Machtträume, wie vielleicht die Franzosen. Europa hat noch einen sehr sehr langen Weg vor sich, bis seine Länder außenpolitisch gleiche Interessen verfolgen... wenn je. Ich glaube an eine gemeinsame europäische Außen- und Machtpolitik, wenn Briten und Franzosen ihre Atomwaffen unter gesamteuropäische Hoheit stellen...
Die USA haben die Weltwirtschaft immer mit ihrer Dynamik, ihrem Wagemut, ihrer Innovationsfähigkeit vorangetrieben. Das dürfte sich auch in absehbarer Zukunft kaum ändern. Aber momentan verspielt man diesbezüglich einiges Kapital.
Aber wenn in ein paar Wochen der Euro plötzlich fällt, werden die Analysten wieder sehr kluge Erklärungen parat haben: US Wirtschaftswachstum, europäische Lethargie, Verschuldung, Überalterung und wer weiß was noch alles.
Ich werde wohl noch vor $1,40 wieder in den Dollar gehen. So pessimistisch bin ich also auch nicht.
Posted by: Transatlantiker | November 25, 2004 at 05:37 PM
Übrigens finde ich es interessant, dass man, im Gegensatz zu Nazideutschland, das "irakische Volk" so gar nicht in Verantwortung nahm und nimmt für das, was in SAddams Zeit geschehen ist. War Saddam allein für all die Massengräber, die Hunderttausende von Toten verantwortlich, hat er allein Iran angegriffen, Kuwait verwüstet, die Shiiten abgeschlachtet? Na gut, man hat die wichtigsten Baathisten per Pokerkarte gesucht... Ich habe nicht den Eindruck, dass sich das irakische Volk mitverantwortlich fühlt für 30 Jahre Schreckensherrschaft. Aber ein Diktator kann nicht allein regieren, er braucht die Helfer, Mitläufer, Zuschauer...
Good point, very good point. I mean even recent German history shows that - people from the GDR with a Stasi background are persona non grada - and the number of them exceeds the Ministerrat of the GDR.
Posted by: | November 25, 2004 at 06:10 PM
@anonymus
Astute observation!
@transatlantiker
" ... nicht in Verantwortung nahm ... " Abwarten, was passiert, wenn erst das Justizsystem funktioniert, das man doch aufbaut, damit nicht irgendein globales Exterritorium (Nürnberg/Den Haag) die Aufgabe übernehmen muss, von außen die Gerechtigkeit wiederherzustellen, wenn ja schon die Befreiung nicht von innen gelang. Allerdings, ich gebe zu, manchmal erschrickt es mich auch zu sehen, wie selbstverständlich die Welt entsetzt ist, wenn 7 Spinner in Abu Ghuraib einen Privat-Porno auf eigene Rechnung drehen, und dabei völlig gleichgültig darüber hinwegsieht, was dort zuvor Iraker Irakern angetan haben: So nach dem Motto, die Iraker sind ohnehin Barbaren, Tiere, denen man Schuldfähigkeit, Gewissen, Handlungsfreiheit sowieso nicht zubilligen kann, weswegen ein Foltermord, begangen von einem Iraker, eigentlich als Lokalkolorit ignoriert werden kann.
Was mich an Ihrer ansonsten sehr lesenswerten Replik etwas irritiert hat, sind die beiden Stereotype: Pokern/Pokerkarten (Cowboys im Saloon, statt am Kabinettstisch) bzw. Sendung (Bush der durchgeknallte Evangelikale); vielleicht hat man sich aber gar nicht aus Las-Vegas-Mentalität für die TRANSFORMIERTE Armee entschieden, sondern weil man den Irakern
-einen kompletten Wiederaufbau
-neue Massengräber in Bagdad, Mossul und Basra
-Flüchtlingswellen aus diesen dann vernichteten Städten
ersparen wollte: Warten wir die Wahlen ab; letztlich ist wichtig, dass die Iraker zeigen, dass sie sich für ihre Zukunft verantwortlich fühlen; das mit der Verantwortung für das Gestern hat ja auch in Deutschland ein bisserl´ gedauert, nicht wahr, Transatlantiker?
Ralph
Posted by: ralph | November 25, 2004 at 07:04 PM
@Ralph, mit einer realistischeren Anzahl an Soldaten den Irak zu besetzen hätte mit Sicherheit nicht zu zerstörten Städten und Flüchtlingswellen geführt. Es war doch so, dass die Armee zwar ausreichte, die irakische Verteidigung in die Flucht zu schlagen, aber nicht, um das Land danach effektiv zu kontrollieren, die Ordnung wieder herzustellen und schnell signifikante Fortschritte bei der Wasser- und Stromversorgung plus andere wesentliche Verbesserungen der Infrastruktur zur gewährleisten. Genau das aber hätte den Irakern signalisiert, dass die USA wirklich als Befreier gekommen sind und nicht nur wegen dem Öl.
Die Pokerkartensuche nach den führenden Baathisten hat mich etwas irritiert, mir war das zu nonchalant und es signalisierte mir zu sehr: Das sind die Bösen, wenn wir die haben wird alles gut.
Über Abu Ghraib ist schon genug geredet worden. Es war nun mal ein PR-Desaster ersten Ranges, weil hier symbolhaft Anspruch und "Wirklichkeit" (auch wenn dies sicher nicht die normale Wirklichkeit war) auseinanderzuklaffen schien. Symbole sind leider sehr mächtig. Mit dem Sturz des Saddam-Denkmals setzten die Amis selbst auf Symbolkraft. Es ist den Amerikanern leider nicht gelungen, den Aufbau einer Schule, eines Hospitals zum Symbol ihrer Besatzung zu machen. Leider sind negative Symbole meist mächtiger als positive.
Ich halte Bush nicht für "durchgeknallt" und die "Ideale", die er vertritt, ebensowenig. Aber seine Ideen gehen mir zu sehr von einem Universalitätscharakter aus, der sich ohne "lokale Adaption" anwenden lässt. Ja, ich glaube, dass alle Menschen frei sein wollen und "nach Glück streben" (pursuit of happiness), aber ihre Wege sind deswegen nicht die gleichen wie die der Amerikaner. China ist immer noch ein sehr autoritäres Land. Bestimmt würden die Leute dort gerne mehr Freiheiten genießen. Aber würde sich deswegen eine US-Besatzungsarmee dort halten können?
Was die Verantwortung der Iraker betrifft: Bush ist mit dem Anspruch aufgetreten, die Iraker vor der Gewaltherrschaft Saddams zu befreien. Da hätte zuviel Mitverantwortung des Volks nur gestört. Die Deutschen haben 1944/45 wohl vor allem deshalb einen aussichtslosen Kampf geführt, weil sie sich ihrer Verantwortung sehr bewußt waren und sich klar waren, dass die Sieger sie zur Verantwortung ziehen würden. Die Attentäter des 20. Juli konnten nur darauf hoffen, dass die Allierten gnädig sein würden: Hoffnungen hat man ihnen nicht gemacht, was den Widerstand sicherlich erschwert hat. Einem Volk nur die alternativlose "bedingungslose Kapitulation" anbieten zu können ist ein schweres Los.
Die Iraker hatten es da leichter.
Ein letztes: Einer der größten Fehler der Amerikaner war, sich nicht bewußt zu sein, das Irak eigentlich ein "sozialistisches Land" war. Die große Mehrheit des Volkes hing in seiner Existenz direkt vom Staat ab. Irak hat fast nur Öl exportiert, die Einnahmen strich Saddam ein, der dann das Geld nach Gutdünken verwendete. Mit dem Sturz SAddam brach der Staatsapparat zusammen und extrem viele Iraker verloren jegliche Existenzmöglichkeit. Bremer setzte ein neoliberales, turbokapitalistisches Modell dagegen, von dem zwar einige extrem profitiert haben, dass jedoch die große Mehrheit des Volkes (zumindest vorläufig) nicht "mitnehmen" konnte. Aber bevor ich mir groß Gedanken über Freiheit und Demokratie mache, muss ich erst einmal meine Familie ernähren. Hätte Bremer die EX-DDR so auf "Vordermann" gebracht, es hätte Aufstände en masse gegeben.
Was übrigens Oil for Food betrifft: Dass Saddam davon am meisten profitieren würde, war strukturbedingt. Aber jeder UN-Angehörige, der Geld eingesteckt hat, gehört in den Knast.
Posted by: Transatlantiker | November 26, 2004 at 03:46 AM
Transatlantiker und Ralph,
"Es ist den Amerikanern leider nicht gelungen, den Aufbau einer Schule, eines Hospitals zum Symbol ihrer Besatzung zu machen. Leider sind negative Symbole meist mächtiger als positive." (sagt Transatlantiker)
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Ich stehe in der Argumentation auf Ralphs Seite, weil ich genau dieses Problem, was Transatlantiker oben anspricht nicht den Amerikanern ankreide, sondern der 4. Kraft in der Welt, den Medien. Genau, es ist der Bush-Regierung nicht gelungen, Positives durch Medien zu verbreiten.
Sie haben es nicht geschafft, die Medien davon zu überzeugen, daß Saddam eine riesige Gefahr war und daß es keine akzeptable Alternative gab.
Aber klagt jemand die Medien an für ihr Versagen? Sie erkennen ihre eigene Macht zwar an, aber nutzen sie nur für destruktives Vorgehen. Hintergrund ist ihre eigene politische Einstellung. Die Mehrheit der Medien in den USA und Europa ist eben gegen den Irakkrieg.
Die Lehre, die aus dem Irakkrieg zu ziehen ist, daß die Medienmacht gute Ziele zerstören kann auch zum Nachteil der Menschen. Wer profitiert denn vom Versagen im Irak? Die Terroristen! Die Iraker leiden, die Soldaten sterben. Der Haß gegen die USA wird größer.
Das ist Folge der Meinungsmache durch die Medien.
Wenn Menschen die helfende Hand zurückweisen, nur weil sie amerikanisch ist, dann ist das doch schwer zu verstehen. Ich verstehe es jedenfalls nicht.
Worte wie Besatzung sind dich veraltet. Da muß doch ein neues Denken her.
Wenn im Krieg der Worte Menschen sinnlos geopfert werden, muß doch die Macht der Medien überdacht werden.
Posted by: Gabi | November 26, 2004 at 07:47 AM
@Gabi, wenn der Lehrer einer Klasse etwas erklärt und ein Schüler versteht es nicht, dann liegt das Problem wohl beim Schüler. Versteht es die ganze Klasse nicht, dann ist der Lehrer das Problem.
"Die Medien" als Block gibt es doch gar nicht. Einen Krieg zu erklären und zu rechtfertigen ist wohl das schwierigste, was es in demokratischen Gesellschaften gibt. Dazu kommt, dass heute Information viel "unvermittelter" zugänglich ist als früher. Jeder der es wollte, konnte nicht nur Medienkommentare zu den Bush-Reden hören, er konnte die Reden wörtlich lesen und in der Regel sogar live hören. Die Menschen konnten live erleben, wie in der Münchner Sicherheitskonferenz von 2003 die Meinungen von Rumsfeld und Fischer aufeinanderprallten.
"Die Macht der Medien" zu überdenken? Das heißt für mich nichts anderes als Kontrolle und Zensur. Nein, wer die Menschen nicht von seinen Ideen überzeugen kann, soll es nicht den Medien anlasten. Es waren auch nicht die Medien, die für die mangelhafte Planung von "post war Iraq" verantwortlich waren. Es mag verlockend sein, für "die gute Sache" die Realität zurecht zu biegen, aber ich verlange von Journalisten, dass sie dies nicht tun.
Meinungsmache wurde in beiden Lagern betrieben, bei FOX und der BBC. Das stört mich erst dann, wenn ich nicht mehr die Wahl habe, alle Meinungen und Stimmen zu hören.
Posted by: Transatlantiker | November 26, 2004 at 09:24 AM
@transatlantiker,
1.Ein Unterschied zwischen FOX und BBC ist wenigstens dass die BBC staatlich subventioniert ist.
2.Meinungsmache als solche ist OK, störend ist aber die oft undurchsichtige Mischung von Meinungsmache und Berichterstattung mit Objektivitätsprätention.
3.Haben Sie mit der Möglichkeit gerechnet dass die Berichterstattung über das Chaos in Irak wenigstens teilweise Meinungsmache ist, eben weil manche Journalisten es für "die gute Sache" halten dass die Amerikaner in Irak scheitern, und deshalb 'die Realität zurechtbiegen'?
4. Meinen Sie dass die Deutsche Main Stream Media reichen um alle verschiedene Meinungen und Stimmen zu hören?
Vereinzelte Gegenstimme gibt es sicherlich und zum Glück, aber wie sollte das Publikum auf sie aufmerksam werden wenn zugleich ein grosser Chor immer das alte Lied unisono und fortissimo singt?
Posted by: Kees Rudolf | November 26, 2004 at 02:55 PM
@gabi/transatlantiker
Was die Symbole angeht, gebe ich Ihnen Recht, Transatlantiker: Die amerikanische Demokratie ohne Kapitol, das Weiße Haus, Unabhängigkeitserklärung, Flagge -undenkbar! Politische Ideen brauchen Verkörperungen, müssen quasi aisthetisch, also sinnlich wahrnehmbar, physisch greifbar werden, um anzuzeigen, dass sie tatsächlich verwirklicht sind, i.e. die Lebenswirklichkeit der Bürger mitbestimmen: Ein demokratisches System muss im wahrsten Sinne des Wortes sein DAsein anzeigen und beglaubigen. Der Punkt ist allerdings, da gebe ich Gabi Recht, dass die Medien in unverantwortlicher Weise Abu Ghraib zu einem Symbol, den stehenden Iraker mit der Plastiktüte über dem Kopf zu einer IKONE des Anti-Amerikanismus gemacht haben: Faktenwidrig und den Terroristen in die Hände spielend.
Dass die Deutschen 44/45 den Krieg weitergeführt hätten, da sie sich ihrer Verantwortung bewußt waren, ist beinahe schon eine Frechheit, Transatlantiker, die ich gar nicht kommentieren sollte: Die zu 100000en vergasten ungarischen Juden als Beleg für deutsches Schuld- und Verantwortungsbewusstsein???
Ob eine große Armee wirklich ein Vorteil wäre? Die Armee ist vermutlich auch gerade darum so schlank, weil man auf die Eigenverantwortung der Iraker setzt, die man Deutschland ja bekanntlich erst sehr viel später zugestehen wollte. Was Strom und Wasser angeht, da gibt es Fortschritte, allerdings müssen die Iraker sich entscheiden, und zwar bei der kommenden WAHL, ob sie sich weiterhin von Terroristen beim Aufbau ihres Landes empfindlich stören lassen wollen.
Lokale Anpassung westlicher Werte? Exakt deshalb haben die USA keine Bibeln über dem Irak abgeworfen, exakt darum überlassen sie es den Irakern, über ihre Zukunft selbst abzustimmen. Dass es Jahre dauern wird, bis es den Menschen in einer freien Ökonomie besser geht, wer bezweifelt es: In Europa hat es 100 Jahre gebraucht (1800-1900), in Westdeutschland nach 1945 mindestens 6-8 Jahre, im Irak wird es auch seine Zeit brauchen: Nur, erzählen Sie mal einem Schiiten oder einem Kurden oder den Angehörigen eines in Ungnade gefallenen sunnitischen Clans, dass es ihnen früher, als ihre Babies noch durch Mangelernährung tot oder behindert zur Welt kamen, doch eigentlich besser ging als heute, in den Zeiten des Turbokapitalismus ...
Dass Fehler gemacht wurden, ist nicht zu bestreiten; auch im WW II haben die Amerikaner Fehler gemacht (Sizilien/Ardennen): R. Perle z.B. hat bemängelt, es wäre besser gewesen, wenn -wie die Franzosen 1944 Paris- oppositionelle Iraker SYMBOLISCH Bagdad und den Irak aus den Händen Saddams zurückerobert hätten. Klingt plausibel.
In einem Satz: Die USA heben Fehler IM Krieg gemacht, die allerdings nicht so gravierend sind, dass ich den Krieg SELBST bereits als einen Fehler oder als misslungen ansehen würde.
Posted by: ralph | November 26, 2004 at 03:23 PM
... und dann ist noch zu prüfen, ob es vermeidbare Fehler waren, Ralph.
In den Medien erfolgt jedoch keine Diskussion über Fehler und Vermeidbarkeit und wie man es besser machen kann. Ich sehe zum größten Teil nur eine Rechthaberei in Deutschland, es wird verdammt und genörgelt, schwarzgemalt und bessergewußt, aber mit welchem Ziel??? Sollen die Terroristen gewinnen? Konstruktive Kritik vermisse ich. In unseren Medien klingt doch Haß und Feindschaft an, als wären wir auf Seite der Terroristen.
Kontrolle und Zensur? Nein, Transatlantiker, ich redete eigentlich von verantwortungsvollem Journalismus. Den Zusammenhang mit Zensur und Kontrolle sehe ich nicht.
Die Medien müssen sich doch mit ihrem enormen Einfluß auseinandersetzen. Es muß doch eine Diskussion erfolgen, ob man Videobotschaften bringt, wenn dadurch Menschenleben gefährdet werden usw. usw.
Qualitätskontrolle - nenn es meinetwegen Zensur der Doofheit.
Posted by: Gabi | November 26, 2004 at 04:05 PM
We are preparing the Thanksgiving dinner and a friend called. They will be late because they found a bomb from the WW II and they have to wait in the cellar.
It reminded us that once we were enemies.
And it shows us how wonderful live can be when your are no enemies.
Posted by: Gabi | November 26, 2004 at 04:24 PM
"So, there's nothing unusual about the U.S. trade deficit. It's more or less a consequence of the strong U.S. growth, and the malade economics of others, such as the EU, and in particular Germany. (I agree that exchange rate and interest rate policies of the U.S. have some influence on the trade deficit as well, but in my opinion the growth argument is stronger than any of these two factors.)"
The US trade and current account deficits are NOT mainly explained by differential growth rates. After all, China, which is growing three times as fast as the US, has a huge and growing bilateral surplus with America. It's mainly explained by the US government and US consumers buying more than they earn. And foreigners lend the money they get from America straight back to the US, in buying US financial assets. Under Clinton, it was US consumers and busineses who mainly living beyond their means, while under Bush, at any rate since 2002, it has been the federal government.
America's savings rate needs to rise to eliminate the deficit, either through a rise in interest rates, or perhaps through a big restructuring of the tax system to penalise consumption and reward savings (no chance!).
Note from David: Again: China's trade surplus in combination with a growing GNP proves nothing. China's currency policy follows an anti-free-market philosophy, called "beggar thy neighbor" by economists.
Foreigners buy U.S. financial assets because of the higher U.S. growth. And they expect higher U.S. growth in the future. What other reasons can you offer for their investment decisions?
Posted by: PJ | November 29, 2004 at 12:27 AM
"China's trade surplus in combination with a growing GNP proves nothing." - It DISproves your contention that relative economic growth is what determines bilateral trade positions. America's trade deficit is simply too large for economic growth rates to be the cause. Economic growth is only one factor of many that determines trading surpluses or deficits. There are many types of economic growth, for instance export led and consumption led. That's why Econ 101 isn't that useful in addressing trade issues, where every factor interacts with every other in at least two ways.
If a country's growth is consumption led, as indeed America's is, then one would expect a growing economy to run a mammoth deficit, while if it is export led, then one would expect it to run a surplus. In America's case, its relatively small tradable goods sector (compared with Germany's or Japan's bloated tradeable good sectors), combined with its inhabitants refusal to save, and its administration's commitment to the strong dollar, is what has brought it to its current, parlous, plight.
"Foreigners buy U.S. financial assets because of the higher U.S. growth." Not really, though some no doubt do. That MAY have been true in the 90's, when most foreign investment was in equities or factories. But the key buyers recently have been Asian central banks, who care much less about capital growth or returns on investments. They have been buying US bonds after all, which are insensitive to economic growth, unlike equities. They are committed to keeping their currencies down - in Japan's case to avoid deflation and in China's case because its fragile banking system cannot cope with wild swings in exchange rates. (Japan is the key country here, not China - it holds $720bn of US bonds while China holds $170bn. Britain is in third place with $130bn.)
Posted by: PJ | November 29, 2004 at 12:22 PM