(Deutsche Version am Ende des Beitrags)
Michael Tucker is an independent American filmmaker. Upon his return to Berlin from Baghdad earlier this year he offered his documentary, "Gunner Palace", to German TV stations.
“Gunner Palace” tells quite a story about American troops in Iraq.
Tucker describes himself as left-wing. That should make selling his production here as easy as finding anti-Bush literature in a German bookstore.
Well, that's not exactly how it went. So far, Tucker hasn’t found a single German TV station willing to buy his production. And the reason, according to the Sunday edition of the FAZ, is as follows:
All German TV networks and stations rejected tucker’s documentary. Not all of them rejected the film because they considered it unstructured or thought, as was written in one rejection notice, that ‘given the current state of the public discussion of torture and Iraq’s future it will be difficult to find a station willing to broadcast [the film].’ Even those broadcasters who thought Tucker’s film was the most vivid available portrait of the American soldiers in Iraq were afraid their viewers wouldn’t understand.It’s true. Tucker’s Gunner Palace presents a completely different portrait of American troops than does Michael Moore’s Fahrenheit 9/11. Tucker has no agenda and no enemy – and therefore, perhaps, also no friends in Germany. (…)
But is this what cannot be shown on German TV after Abu Ghraib? GIs who don’t torture?
Do GIs who don’t torture even exist? Michael Moore didn’t tell us about them…”
(Translation by Hartmut)
Deutsche Version
Keine Folter? Keine Chance!
Michael Tucker ist ein unabhängiger amerikanischer Filmemacher. Nach seiner Rückkehr aus Baghdad nach Berlin bot er seinen Dokumentarfilm "Gunner Palace" deutschen Fernsehsendern an.
"Gunner Palace" ist eine beeindruckende Geschichte über amerikanische Soldaten im Irak.
Tucker bezeichnet sich selbst als "links" - was den Verkauf seiner Produktion hierzulande so einfach wie die Entdeckung von Anti-Bush-Literatur in deutschen Buchhandlungen machen sollte.
Nun, die Dinge liegen etwas anders. Bis jetzt hat Tucker noch keine einzige deutsche Fernsehanstalt finden können, die bereit gewesen wäre, seine Produktion zu kaufen. Und dies ist der Grund, wie die FAZ berichtet:
Die deutschen Fernsehsender lehnten Tuckers Film geschlossen ab - nicht alle, weil sie ihn für unstrukturiert hielten oder fanden, „daß es im heutigen Umfeld der Diskussion um Folter und Zukunft des Irak ein solcher Film schwer haben wird, einen Sender zu finden“, wie es in einer Antwort hieß. Aber selbst die, welche ihn für das klarste Porträt der amerikanischen Soldaten im Irak hielten, befürchteten, das Publikum würde ihn nicht verstehen.Es stimmt schon: Tuckers Film „Gunner Palace“ zeichnet ein völlig anderes Porträt der amerikanischen Truppen als der viel größere Irak-Film, als Michael Moores „Fahrenheit 9/11“. Er hat keine Agenda und keinen Feind, und vielleicht hat er deshalb in Deutschland auch keine Freunde. (...)
Aber ist es das, was man nach Abu Ghraib nicht zeigen kann im deutschen Fernsehen? GIs, die nicht foltern?
Gibt es die - GIs, die nicht foltern? Von denen hat uns Michael Moore nie erzählt...
Interessant auch, daß ausgerechnet Spiegel Online den Artikel übernommen hat. So hat man nämlich mal wieder eine Alibi-Stimme, die dem deutschen Mainstream entgegenläuft, aber muß sich deshalb als Redakteur selbst nicht die Finger schmutzig machen. Daß die Spiegel-Leute selbst paradigmatisch für einen so einseitigen "Journalismus" stehen, wie jenen, der im Beitrag kritisiert wird, erscheint mir schon mehr als ironisch...
Posted by: Thomas | July 18, 2004 at 07:41 PM
Und... die amerikanischen Fernsehanstalten? Wie haben die reagiert?
Antwort von David: Keine Ahnung. Fragen Sie Tucker. Spielt das eine Rolle, wie die US Medien reagieren? In meinem Blog schreibe ich über deutsche Medien. Bedenken Sie, daß Tucker in Deutschland lebt.
Jedenfalls, um Ihre Neugier zu befriedigen, hier ein Zitat aus einem Interview Tuckers mit dem Guardian:
"He is optimistic that he will find a distributor for the film, at least within the US, and hopes to have news on a deal within a couple of weeks. At the moment, he says, interest in Iraq is very high, whereas six months ago "nobody was interested"."
http://www.guardian.co.uk/Iraq/Story/0,2763,1246383,00.html
Posted by: Transatlantiker | July 18, 2004 at 09:18 PM
I look forward to seeing it - although perhaps not here in downtown DC where I'm sure the anti-war kids might drown out the sound.
Posted by: Joe | July 18, 2004 at 10:24 PM
David, es scheint mir schon von Interesse zu sein, wie die US-Fernsehanstalten auf diesen Film reagieren. Immerhin wirft der Beitrag den deutschen Medien vor, voreingenommen zu sein. Und was ist mit den Briten? Interessieren die sich auch nicht dafür?
Da weder Sie noch ich den Film kennen, ist es schwer, über dessen Qualität zu urteilen. Ich würde ihn mir sicher ansehen.
Ob das deutsche Fernsehpublikum wirklich so einseitig gepolt ist und nur Infos sehen will, in denen Amerikaner im Iraq schlecht wegkommen? Ich jedenfalls fände einen Film, der unvoreingenommen darstellt, wie das Leben der Soldaten im Irak wirklich ist, wesentlich interessanter als den xten Aufguss von Abui Ghraib. Und ich glaube nicht, dass ich damit allein bin.
Posted by: Transatlantiker | July 19, 2004 at 11:41 AM
Die Britten hatten auch Angst, er würde ihr Publikum befremden. Aber das ist eigentlich nicht der Grund meines Kommentars. Wollte nur eine kleine Textstelle nachtragen, die leider den Auslassungspunkten zum Opfer gefallen ist:
"Auch in Amerika haben Tucker solche Szenen viel Schulterklopfen von der falschen Seite eingebracht. Aber ist es das, was man nach Abu Ghraib nicht zeigen kann im deutschen Fernsehen? GIs, die nicht foltern?"
Klar: Den Film hat ja noch keiner gesehen, da kann man ihn auch schon mal als Waffe gegen "die deutschen Medien" vereinnahmen. Ich hoffe, das wird sich als Enttäuschung erweisen. Es geht eben nicht um Patriotismus oder Anti-Amerikanismus, um Pro und Contra, sondern um verschiedene Facetten der Neutralität. Ich hatte gehofft, das würde auch aus dem Artikel hervorgehen. Aber was soll's ich arbeite ja schließlich für die Zeitung, die härter ist als der Spiegel und publizistische Freifahrtscheine für MM verteilt. Hat mich nur gewundert, daß man dem armen Kollegen aus Hamburg das Alibi-Motiv unterstellen mußte und mir nicht.
Im Übrigen geht es nicht darum, wie die Amerikaner im Irak "wegkommen". Was ist das hier? Operettenkritik? Wie soll man denn einen Militäreinssatz rezensieren? Nach dem Motto: "Ach, der Einsatz in Falludscha hat mir aber schon ganz gut gefallen"? Kritik an der Politik muß halt erlaubt sein, da können die Soldaten noch so gut rappen - nur: sehen will man das halt.
Posted by: staun | July 20, 2004 at 06:20 PM
Ausgezeichneter Artikel "Terrible, Evil Wall / Böse, schlimme Mauer"!!! Weiß schon, warum ich sowohl Davids als auch Henryk Broders Site auf meiner Homepage verlinkt habe... Weiter so, Jungs!
Posted by: Stefan | August 06, 2004 at 10:07 AM
Der Tucker-Film würde die deutschen Medien Lügen-strafen die momentan auf der Anti-Bush welle mitschwimmen, da man das (folternde GIs) momentan im Fernsehen gut verkaufen kann. Für Michael Moore ist Platz vorhanden, für Tucker nicht - Seltsam, oder? Bildet Euch selber eine Meinung und lasst Euch von den Medien nicht als Blöd verkaufen!
Posted by: | June 08, 2005 at 09:08 AM