(Deutsche Übersetzung am Ende des Beitrags)
It is interesting to compare the headlines of the reports on the poll in Irak by international media, compared to German media.
Poll: Year Later, Most Iraqis Happier Without Saddam
A Better Life
BBC:
Survey finds hope in occupied Iraq
Iraqis dont't show much faith in democracy
Many Iraqis want a "strong leader" - Poll one year after the war confirms distrust of US administration
Poll in Iraq - First a leader, later a democracy
Umfrage: Iraqis without a leader type
Talking of bias...
(Hat tip Dennis)
Deutsche Version
Voreingenommene Darstellung der Irak-Umfrage
Es ist interessant, die Überschriften der Berichte über die gleiche Umfrage im Irak durch internationale Medien mit denen von deutschen Medien zu vergleichen.
Umfrage: Ein Jahr später sind die meisten Iraker glücklicher ohne Saddam
Ein besseres Leben
BBC:
Umfrage belegt Hoffnung im besetzten Irak
Iraker zeigen wenig Vertrauen in Demokratie
Viele Iraker wünschen sich "starken Führer" - Umfrage ein Jahr nach Krieg bestätigt Argwohn gegen US-Verwaltung
Umfrage im Irak - Zuerst einen Führer, später eine Demokratie
Umfrage: Irakern fehlt Führerfigur
Wenn wir von Voreingenommenheit sprechen...
(Hat tip Dennis)
Übrigens hat mir Franz noch eine Mail zur Verfügung gestellt, die er aufgrund eines Kommentars zur Irak-Umfrage an die ARD schickte:
Eigentlich war es zum Schmunzeln: Im vorausgegangenen Bericht aus dem Irak und beim Interview zur Oxford-Research-Umfrage im Irak wurde ein positives Bild über die Zufriedenheit der dortigen Bevölkerung gezeichnet. (Noch positiver fiel die Beurteilung der Ergebnisse der Studie durch den Oxford-Chef auf Phoenix aus: Er habe noch keine derart positive Reaktion in einem Land im Umbruch erlebt)Der nachfolgende Kommentar war dem dann wieder fast diametral entgegengesetzt: Die Amerikaner machen alles falsch, kriegen noch nicht mal die Sicherheit hin, haben es nicht geschafft, den Leuten Demokratie beizubringen, usw... und dies mit Leichenbittermiene vorgetragen. Daß nebenbei die Kleinigkeit mal wieder übersehen wurde, daß es die Amerikaner und Briten waren, die diesen Wechsel zu einer besseren Zukunft des Irak ermöglichten, wird wie selbstverständlich ausgeblendet.
Herr Sahm (Leiter von Oxford-Research) bewertete die Umfrage auf "Phoenix" etwas anders. Er verstehe es durchaus, daß die Iraker sich zunächst eine starke Persönlichkeit wünschten, die Sicherheit schaffe und dann aber ein demokratisches System in der Zukunft (in 4 Jahren) befürworteten. Er war auch sehr erstaunt, wie viele Iraker Anschläge auf die alliierten Truppen und gar auf die eigene Polizei ablehnten.
Es sei auch verständlich, daß Wahlen Ihnen gegenwärtig nicht so wichtig erschienen, zunächst gelte es den Alltag zu regeln (mal davon abgesehen, daß sich richtige Parteien erst noch bilden müssen).Vielleicht hat Ihr Kommentator in seiner Schulzeit ja die Stunde im Geschichtsunterricht verpaßt, in der es um die deutsche Nachkriegszeit ging: Die erste deutsche Nachkriegsregierung wurde 1949 gewählt, also 4 Jahre nach Kriegsende. Da scheinen die Iraker in Ihrer Einschätzung der Dinge garnicht so falsch zu liegen. Kurz gesagt, hier trafen in der gleichen Sendung Realität und Vorurteil in kaum zu übertreffender Weise aufeinander.
Der Kommentar war leider nicht mehr als ein Gruß aus dem ideologischen Nachttopf.
"Ideologischer Nachttopf" ... richtig gut!
Danke, Osama, danke für den Waffenstillstand. Wir bibbern vor Angst. Ich muß an Schröders "wir stehen doch nicht Gewehr bei Fuß, wenn die Amis rufen" denken. Neeh, Herr Schröder, nicht wenn die Amis rufen, die Zeiten sind vorbei. Wir können jetzt in Seelenruhe abwarten, welche Kommandos und Entscheidung Osama für adäquat und richtig hält. Unser neue Führer. Wir müssen nicht mehr Bushs dummes Gerde von gut und böse fürchten, nicht mehr seine markigen Sprüche vom Kreuzzug, jetzt sagt uns endlich ein lieber Führer, der den Tod nicht fürchtet, wo es langgeht. Hoffentlich dürfen wir auf unseren warmen Sofas sitzenbleiben und müssen uns nicht auch in Löchern verstecken.
Posted by: Gabi | March 18, 2004 at 10:05 AM
Ich empfehle mal heute, Joffe in DIE ZEIT zu lesen:
Die Offensive des Islamo-Faschismus
Appeasement ist keine Antwort. Die Spanier ziehen die falsche Lehre aus den Anschlägen von Madrid
Von Josef Joffe
....Wie aufgescheuchtes Geflügel laufen nun die europäischen Innenminister durcheinander...
Wer ist denn der Feind, der nicht mehr in New York, auf Djerba, auf Bali oder in Kerbala operiert, sondern mitten auf unserem gesegneten Kontinent, der nach Jahrhunderten des Massenmords im Namen von Gott oder Führer zur wundersamen Friedensinsel geworden ist?
Die Frage ist deshalb so kritisch, weil falsche Antworten die falschen Strategien zeugen würden. Gerade haben Jacques Chirac und Gerhard Schröder sehr vertraute Antworten angeboten. Chirac will den „Dialog fördern“, Schröder die „Ungleichheit und Unterentwicklung in der Dritten Welt“ angehen. Was aber, wenn der Islamo-Terror den Dialog gar nicht will, wenn seine Triebfedern nicht Ungleichheit und Unterentwicklung sind? Oder ganz schlicht: Wenn das denn der Kern ist, warum attackieren die Dschihadisten nicht die Kleptokratie der Saudis, die dynastische Diktatur in Syrien, das Mubarak-Regime in Ägypten, das sein Volk zwischen Geburtenüberfluss und Wachstumsschwund verkommen lässt? Warum meucheln die Killer unschuldige Spanier?
...
In dieser Weltsicht (einer sehr schönen und deshalb verteidigenswerten) fehlt der Blick für das Offenkundige: die Rückkehr des Totalitären im Mäntelchen eines Glaubens, den sich der Islamo-Terror für seine Zwecke zurechtgebogen hat. Der liberale Mensch kennt keine Urkonflikte mehr; der Europäer trägt zudem die Schuld seiner Vorväter im Herzen: Imperialismus, Kolonialismus, Rassismus. Instinktiv reagiert er auf den Horror wie in Spanien mit Schuldzuweisungen an sich selbst...
http://www.zeit.de/2004/13/01__leit1
Posted by: Gabi | March 18, 2004 at 10:16 AM
And let us not forget Aljazeera Rundfunk Deutschland. Afteral they co-sponsored the poll. This from their web site:
"Knapp ein Jahr nach dem Sturz Saddam Husseins blickt die große Mehrheit der Iraker optimistisch in die Zukunft, trotz erheblicher Sorgen um die Sicherheit, die politische Perspektive und die Arbeitsplätze. Die Zufriedenheit der Menschen sei mit der in Ländern wie Südkorea und der Türkei vergleichbar, so Dr. Christoph Sahm von Oxford Research International im Interview mit tagesschau.de. "
"Das sind einige der Ergebnisse der Umfrage, die das Institut im Auftrag von ARD und den Partnersendern ABC, BBC und NHK im Februar durchgeführt hat. Befragt wurden 2737 repräsentativ ausgewählte Iraker über 15 Jahren."
Fair enough. But having got the optimism out of the way, there follows a classic piece of ARD's cherry picking journalistic spin. Focus on everything negative and spit out "conflicting" postive messages as unsituable for public viewing. No mention of the Iraqi desire to keep coalition troups in the country of course. Instead let's focus on poor security and joblessness. (Maybe in a few months Chancellor Müntefering could appoint Sadam to run the BA, since jobs in Iraq were apparently so easy to come by, before the invasion).
So, finally, a suitable headline for this story of, even by ARD's admission, positive spirit in Iraq?
"Iraker zeigen wenig Vertrauen in Demokratie"
Posted by: Aidan | March 18, 2004 at 11:35 AM
mal eine frage: nach welchem kriterium beurteilen sie eigentlich, welche der beiden gruppen reuters-bbc-abc bzw. tagesschau-fr-sz-taz "voreingenommen" ist?
Posted by: no comment | March 18, 2004 at 11:55 AM
Schauen Sie sich die Umfrage doch einmal in vollem Umfang an. Schauen Sie, welche Botschaft überragt: Es ist der langfristige Optimismus der Iraker. Und das wird in vielen deutschen Medien entweder nicht in der Form dargestellt oder völlig verschwiegen. Das ist eine beliebte Taktik: Längere Dokumente werden je nach Gusto zusammengekürzt in dem Bewußtsein, daß die Mehrzahl der Leser sich das volle Dokument nicht lesen und somit die Verzerrung nicht bemerken wird.
Im übrigen werden Sie nach der Blair-BBC-Geschichte die BBC wohl kaum als großen Kriegsbefürworter darstellen wollen, so daß eine positive Aussage der BBC schon bemerkenswert ist.
Posted by: Thomas | March 18, 2004 at 12:49 PM
@thomas
vergleichen wir doch mal abc und tageschau:
abc: Yet the first media-sponsored national public opinion poll in Iraq also finds a strikingly optimistic people, ... and preference for an inclusive and democratic government.
Umfrageergebnisse:
jetzt, bzw. in fünf jahren:
Single strong Iraqi leader 47% 35%, Iraqi democracy 28 42,Government of religious leaders 10 10
ohne zeitrahmen
Democracy 49%, Strong leader "for life" 28, Islamic state 21
tageschau:
Immer mehr wollen einen starken Führer
...
Bemerkenswert sind die Ergebnisse der Umfrage mit Blick auf die politische Zukunft des Landes. Eine dramatische Verschiebung zeigt sich bei der Einschätzung der kurzfristig benötigten Regierungsform. An erster Stelle liegt mit 47 Prozent "ein einzelner starker irakischer Führer", deutlich vor einer "irakischen Demokratie" mit 28 Prozent und einer religiösen Führung des Landes mit 10 Prozent. Bei der letzten Umfrage im Herbst 2003 lag die Demokratie noch deutlich vor dem "starken Führer". Dieser wird nunmehr als Lösung für die drängendsten Probleme gesehen.
...
der letzte teilsatz im abc-zitat ist das einzige, was abc zur demokratie schreibt. der aspekt der zukünftigen staatsform hat offensichtlich in den hier im blog zitierten deutschen medien eine große bedeutung. da es ein erklärtes kriegsziel war und ist, dem irak eine demokratische staatsform zu geben, ist es durchaus gerechtfertigt, diese frage vorrangig zu behandeln, darin kann man wohl kaum voreingenommenheit feststellen (zum taz-artikel mache allerdings ich keine aussage). auf die umfrage vom herbst 2003, die die tagesschau erwähnt, geht abc mit keiner silbe ein, sondern extrapoliert aus den umfragedaten "jetzt/in fünf jahren/generell" die präferenz für ein demokratisches system, wobei selbst in den optimistischsten der umfrageergebnisse gerade die hälfte der befragten eine demokratie im prinzip bevorzugt. für mich sieht das bei abc nach ergebnisorientierter interpretation der umfrageergebnisse aus. wirft man der tagesschau voreingenommenheit vor, dann muß man diese auch abc vorwerfen.
Posted by: | March 18, 2004 at 01:42 PM
Es gibt außerdem viel zu wenig Artikel von irakischen Politikern. Der Tagesspiegel ist zu loben, dieses Interview zu bringen.
18.03.2004
„Wir brauchen mehr Hilfe von Europa“ Iraks Außenminister Sebari über Deutschlands Rolle, die Abhängigkeit von den USA und Demokratie in Arabien
Welche Folgen würde ein Rückzug der 1300 spanischen Soldaten aus dem Irak haben?
Ich glaubte nicht, dass diese Entscheidung große Auswirkungen auf den Irak haben wird. Weil sie das Engagement des Hauptpartners im Irak, der USA, nicht beeinflussen wird. Für die USA steht viel auf dem Spiel, sie haben viel investiert: Menschen, Geld, Prestige. Die spanische Entscheidung wird unsere Haltung und die der amerikanischen Zivilverwaltung nicht verändern. Bei aller Dankbarkeit und allem Respekt für den Beitrag der anderen Mitglieder der Koalition: Ihr Beitrag ist mehr symbolischer Art.
Was bedeutet der geplante Rückzug der Spanier für die Beziehungen des Irak zu Europa?
Die europäischen Länder, einschließlich Deutschlands, müssen erkennen, dass niemand sicher ist vor dem Terrorismus. Wenn Terroristen so einflussreich werden, dass sie westliche demokratische Regierungen stürzen können, sollte jeder zweimal nachdenken. Der Irak ist an einem entscheidenden Punkt angekommen, es geht um die Rückgabe der Souveränität, Wahlen und die Rückkehr der Vereinten Nationen. Wir brauchen stärkeres internationales Engagement, kein schwächeres. Jede Schwächung spielt in die Hände der Feinde von Demokratie und Freiheit. Sie sollten nicht das falsche Signal bekommen.
Wird der Irak also auf absehbare Zeit eng an die USA angebunden bleiben?
Ich denke schon. Wir wünschen uns, dass die Europäer, einschließlich Deutschland und Frankreich, positiver mit der Situation umgehen. Aber das hat auch Grenzen. Wenn sie nicht interessiert sind, könnte es sein, dass die Iraker in der Zukunft, wenn sich die Situation stabilisiert hat, auch nicht mehr interessiert sind. Die negative Haltung ist wenig hilfreich.
Was erwarten Sie von den arabischen Staaten, die sich nächste Woche zum Arabischen Gipfel in Tunis treffen wollen?
Der Gipfel ist sehr wichtig: Der Irak wird erstmals seit dem Fall des Regimes an einem Arabischen Gipfel teilnehmen. Dort sollen entscheidende Themen wie Reformen, Demokratie und Offenheit diskutiert werden. Wir haben den anderen arabischen Regierungen beim Außenministertreffen in Kairo gesagt: Uns ist es egal, ob ihr diese Themen debattieren wollt oder ob ihr zögert. Wir haben unsere Wahl getroffen und in der Interimsverfassung festgeschrieben.
Also setzt der Irak die anderen arabischen Länder bei der Demokratisierung, wenn sie denn umgesetzt wird, unter Druck?
Wir haben versichert, dass wir niemanden bloßstellen oder gegen nationale Interessen anderer verstoßen wollen. Aber wir glauben, dass wir nach der Diktatur eine pluralistische, demokratische Gesellschaft brauchen, die anders ist als autoritäre Regime. Wir sind die neue Stimme, der Fremde. Aber wir präsentieren uns nicht als Modell für die Region.
Das Gespräch führte Andrea Nüsse.
http://www.tagesspiegel.de/politik/index.asp?gotos=http://archiv.tagesspiegel.de/toolbox-neu.php?ran=on&url=http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/18.03.2004/1028536.asp#art
Posted by: Gabi | March 18, 2004 at 02:07 PM
@ unbekannter Antworter
Zunächst einmal scheint mir Ihr Einwand auf der schlichtweg nicht zutreffenden, aber hierzulande immer wieder gern propagierten Annahme zu beruhen, die viel geschmähten ‚großen Networks’ seien eindeutig regierungsfreundlich einzuordnen bzw. gar ‚gleichgeschaltet’ und würden daher unkritisch berichten (erst kürzlich beim Kulturweltspiegel aufgewärmt). Das mag vielleicht mit Einschränkungen für das bei uns so verteufelte Fox tatsächlich gelten – allerdings auch nicht mehr als für unseren Marktführer, RTL. ABC (ebenso wie NBC oder CBS) berichtet dagegen in letzter Zeit nachweislich eher Bush-kritisch und Kerry-freundlich. (Wenn auch, zugegebenermaßen nicht so einseitig wie Spiegel, Stern oder RTL. Aber wenn die für Sie ein Maßstab für ‚Ausgewogenheit’ sind, dann haben wir da sehr unterschiedliche Vorstellungen.) Das können Sie gerne in den minutiösen und seriösen Studien des internationalen Forschungsinstituts Medien Tenor nachlesen. Vor diesem Hintergrund gewinnen bei ABC geäußerte positive Urteile über die Lage im Irak sogar eher zusätzliche Bedeutung.
Zweitens vernachlässigen Sie den Hinweis auf die Interpretationen des die Umfrage durchführenden Institutes. Dieses ist die ursprüngliche Quelle aller Medienberichte und somit sicher noch am ehesten ein zuverlässiger Maßstab für deren Aussagen. Und die Aussagen der Vertreter des Instituts liegen nun einmal definitiv um Meilen näher an den Wiedergaben der zitierten englischsprachigen Medien als an der umgedeuteten Interpretation diverser deutscher Medien.
Darüber hinaus greift ihr Einwand, die kurzfristige politische Gestalt des Irak sei so entscheidend, eben nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Nicht zuletzt weisen ja alle europäischen Bedenkenträger – zurecht – darauf hin, dass die Demokratie im Irak nicht von heute auf morgen erwachsen kann. (Während wir unseren Blick allerdings dennoch fast nur auf kurzfristige Schwierigkeiten wie die Benzinversorgung richten – allerdings auch nur solange sie Probleme sind, ohne darauf hinzuweisen, wenn sich die Lage verbessert hat – vernachlässigen wir fast vollständig strukturelle Fortschritte, die aber hundertmal wichtiger sind, und sich übrigens auch in diesen Umfrageergebnissen widerspiegeln.) Dieser Tatsache sind sich die USA ja auch bewusst und planen deshalb eine langfristige Präsenz und Mitwirkung in diesem Prozess, entgegen aller Unkenrufe, Bush würde rechtzeitig zur Wahl die Truppen zurückziehen. (Auch Kerry instrumentalisiert diese Frage nicht; einzig dem künftigen spanischen Ministerpräsidenten war eine so essentielle Zukunftsfrage als Wahlkampfthema nicht zu schäbig.) Vor diesem Hintergrund ist die viel bedeutendere Frage, welche Regierungsform die Iraker mittelfristig anstreben, und dies ist mehrheitlich die Demokratie, ein Ergebnis, das in einer Region, die uns immer wieder als zur Demokratie (noch) nicht fähig und dem Bürgerkrieg wie dem Gottesstaat nah beschrieben wurde und wird, allemal bemerkenswert ist. Dass die Iraker in Anbetracht der anhaltenden Sicherheitsprobleme kurzfristig einen ‚starken Führer’ vorziehen würden (wobei natürlich allein die Benutzung des Begriffes ‚Führer’ statt einer weniger negativ behafteten Übersetzung schon dunkelste Assoziationen zu wecken versucht, denn ein starker, zunächst nur begrenzt demokratisch legitimierter, ‚Führer’ kann Adolf Hitler heißen, aber ebenso gut Konrad Adenauer, Charles de Gaulle oder Vaclav Havel), ist m. E. vollends nachvollziehbar, nicht zuletzt, da auch die sie wissen, dass sie für einige Zeit noch nicht über eine starke und handlungsfähige Zentralregierung verfügen werden und noch einige Auseinandersetzungen zwischen den unterschiedlichen Interessen bevorstehen. Entscheidend und Beleg für die weitaus größer als immer behauptete Fähigkeit zur Differenzierung ist aber die bewusste Unterscheidung zwischen kurz- und mittelfristigen Wünschen.
Posted by: Thomas | March 18, 2004 at 06:04 PM
Thomas,
ihr Beitrag hat einen gewaltigen logischen Fehler. Der unbekannte Freund hat niemals behauptet, die "kurzfristige politische Gestalt" (interessanter Begriff übrigens) wäre entscheidend, sondern er bezieht sich in seinem Kommentar eigentlich nur auf die Umfrage selbst, die ja nunmal eine Momentanaufnahme ist. Ich verstehe übrigens nicht, warum die Interpretation des Umfrageinstituts gültiger sein sollen ? Diese Umfrage ist das Ergebnis statistischer Arbeit, nicht mehr und nicht weniger. Daher verstehe ich sie nicht so recht.
Außerdem hat der Herr auch nicht sagen wollen, dass die deutschen Medien das Beispiel für "Ausgewogenheit" sind, sondern, dass sie nicht mehr und auch nicht weniger voreingenommen sind als die amerikansichen Kollegen. Und dieses Schubladendenken "Bush-feindlich", "Kerry-freundlich" ist ja auch nicht so recht ein Argument, sondern z.T. eine Bewertung, die ihrem eigenen Standpunkt entspringt. Würden die amerikanischen Medien nicht voreingenommen sein, dürfte es diese Einteilung ja nicht geben. Nein, dieser Mann hat eben Fehler gemacht. Sein Propagandagebilde ist etwas in sich zusammengefallen, d.h. er musste dort einige Dinge mächtig rausstreichen, Amnesty International hat sich heute mal wieder beschwert und die Sicherheitslage im Irak....wir wollen nicht darüber sprechen.
Und überhaupt hat diese Umfrage auch nicht die politische Relevanz, die sie ihr beimessen. Weil sie eben eine Momentanaufnahme ist, sind die kurzfristigen Wünsche der Iraker wichtig, und ich sage: Wichtiger, weil sie die nahe Zukunft sicherlich aktiver mitgestalten können, als die ferne.
Der Grundstein wird bald gelegt, und dies ist ENTSCHEIDEND für die nächsten 5 Jahre. Wenn man sich also die Zahlen anschaut, ist durchaus Grund zur Sorge gegeben. 10% der Iraker(ca. 2.3mio) wollen einen islamischen Staat, und sogar 23%(ca. 5mio), wenn sie keinen Zeitrahmen vorgegeben bekommen. Ich brauche ihnen sicherlich nicht vorzurechnen, wieviele sich einen "Strong Leader for life" wünschen. Und dann sagen sie, es ist unangebracht, eine Debatte anzuregen ? Unsere Geschichte hat uns sicherlich gelehrt, wie oft radikale Minderheiten die Macht an sich gerissen haben und die Massen vergiftet haben. Daher finde ich die Aufmacher hierzulande nicht ganz unangebracht.
Posted by: Dennis | March 18, 2004 at 07:45 PM
Que?
Posted by: Sandy P. | March 18, 2004 at 08:15 PM
Do you in the "eu" truly feel that an attack against commuters that kills 201 and maims 1000s and changes the outcome of an election 3 days after is really a "display of democracy"
Why so easily frame these attacks in madrid or baghdad in your little minds as attacks against the US? these are attacks against people who want to live like you, almost.
You cast the Spain vote as a democratic vote? With that in mind you believe that it then was, and is, democratic for a islamo-fascist group of cowards to influence a "democratic" election with death?
Both ETA AND the islamo-fascist cowards are behind these attacks. This are people who have come to live among you, people who have come to your land to accept your generosity and welfare dollars and lack of oppression that they faced from their "brethren" in their homeland. They are living among you like dirty flies at a picnic, simply waiting to apply their brand of Islamo-fascisim to your society. You fools on the left in Spain coddle and embrace these murdering coward monkeys as if they were part "of your struggle against modernity".
Si, Do blame the spaniards, there is no other focus to take. 1 week prior to the elections Aznar was slated to win, 1 week before elections
1/2 ton of explosives were found in a van with ETA members on the way into madrid city. They were stopped. Bombs explode on the trains and of course ETA is suspect immediately. Can you imagine in this "politically correct"
environment that the Spanish govt comes right out and says "it was muslims, or it was al queda"? the left would cry foul racism before that news blurb even ended.
I can tell you I feel the "eu" is quite quickly turning itself into a modern shithole along the very same lines that destroyed her beginning in the 1930's. the patterns are entirely similar.
There is a sense of real world reality in the "eu" that is viewed through a
very tainted and un-focused lense.
It is indeed a shame that spain's vote shows to the world that your hatred of the US and bush is greater than any love you had for the dead.
They disgrace the memory of those murdered by permitting a group of bearded cowards who came to the country to seek welfare monies and freedom to effect the outcome of the election.
Look at Kosovo for a moment- yesterday 22 people were killed, MORE THAN HAD BEEN KILLED IN one DAY in BAHGDAD the same day. The first responses were for the US and the UK to begin to send additional troops in.
What is the NEED to have US troops there on EU soil ? What is the reason behind the "eu" need to have US troops on her soil? Greece hires a US security firm to oversea the Olympics, and calls for a US fleet to remain offshore. Why cannot the nations of the "eu" get anything done without US help? What has either the "eu" or the disgraced UN (wait for oil scam to be published manana) done within Kosovo that has been successful?
This is hypocrisy that baffles the average american.
There will not be one more drop of US blood lost for anyone in the EU. It would be a wonderful thing to see every damn one of our troops to immediately leave the fetid and tainted "eu" soil. You do not even deserve even the wind of our collective flatulence let alone the lives of our young men and woman. You are pathetic pieces of human misery who are helpless with even your own simple struggles.
We in the US have shed too much blood for you damn fools over the last century.
Keep this in mind "eu" nutcases- The 9-11 cowards lived, planned, and carried out the attacks from the cozy base in europe. What is it about life in europe that makes those who come seeking your generosity and welfare spend a few years among you and then want to go out and kill all things western? Have you welcomed and charmed these newcomers to your society so much that they then lose their minds? Do you explain the sordid conditions of your cities and economies as being the fault of the jews and the US? Is it THAT which then turns them into virgin seekers so readily?
I really have to laugh at you pathetic assholes- the US re-built Germany and Japan, among others, and created the constitutions and democracies that exist there today. Don't offer you child-like explanation that you have taken care of that "thank you for assisting us" BS already. It's been just 50 short years and just look at you jackasses.
We go into Iraq to topple the savage saddam and you then demonize our president, you demonize the people of the US as American fools, you say we are bullys for attempting the same thing for the iraqis as we did for those who suffered under the GERMANY bred cowardness and their leader hitler's cowardness.
Think about that for just one second you flea brained fucks. All the US is doing in iraq is simply the same attempt at fixing YOUR country which YOU fucking broke. I won't forget the other dozens of countries you butchered and broke and the US fixed. Don't apply your "eu" brand of selective memory to reality either.
So in short it is best to simply offer a majority of the tainted minds in the EU a hearty FUCK YOU. Your on your own for the duration of your pitiful existence. Without the phony restraints placed upon us by the disgraced un and the embattle/hasn't even got off the ground "eu" we in the US can now take our gloves off and beat the virgin seeking cowards into the ground. Perhaps the US may leave a few troops in europe to prevent the re-introduction of the ottoman empire, but I hope not as the US (who make up a far greater proportion of people from around the world who live, work and govern among us as Americans, and a far greater intellectual diversity) would like to see how the new "eu" performs and succeeds... with ANYTHING.
Prove to somebody, anywhere on this planet, that you have the capacity to succeed in one damn venture of yours. France's navy (I use the same ships in my bath tub) trains alongside the great chinese dictatorship yesterday- a democratic "eu" country threatening a democratic Tawain vote of independence along side the butchers of Tiannemin.
The next step is for germany to sell the the nuke reactor that german PEOPLE do not want to China, and the france will re-arm china. France and germany- who the will clean up that mess? you desperate fools.
The bright minds left europe over the last 3 centuries. leaving nothing but a bunch of nanny state welfare laden minds who can not see any brightness to the world even on a sunny day.
So in short it is best to simply offer a majority of the tainted minds in the EU a hearty FUCK YOU.
Posted by: Pato | March 18, 2004 at 09:27 PM
@ Dennis
Zunächst einmal ist es nicht so, daß ich über die Minderheit, die einen Gottesstaat wünscht, nicht besorgt wäre. Fakt ist aber, daß es eine doch ziemlich kleine Minderheit ist und nicht, wie man uns immer wieder glauben machen wollte, eine Mehrheit. Wie oft hat man denn in den hiesigen Medien die einfache Gleichung gehört: Knapp 60 % Schiiten, also kommt unvermeidlich der Gottesstaat! Aber das ist, wie man jetzt sieht, großer Quatsch. In dieser Hinsicht sind die Aussichten WEITAUS besser als es immer dargestellt wurde. Und 10 % einer radikalen Minderheit (wobei man auch da fragen müßte, was die einzelnen Befragten sich konkret unter 'islamischem Staat' vorstellen und ob sie deshalb wirklich alle als radikal einzustufen sind) sind auch für westliche Verhältnisse schließlich nicht so übermäßig ungewöhnlich. Schauen wir uns einfach einmal die Wahlergebnisse der Herren Haider, Le Pen etc. an... Und ich bin mir überhaupt nicht sicher, ob Sie im Mai 1946 in Deutschland bereits vergleichbar hohe Zustimmungswerte für eine demokratische Regierungsform gefunden hätten.
Die Bewertung Bush-kritisch / Kerry-freundlich entspringt NICHT meinen Bewertungen, sondern einer streng wissenschaftlichen Inhaltsanalyse eines seriösen kommunikationswissenschaftlichen Forschungsinstituts und bezieht sich auf die Häufigkeit positiver und negativer Wertungen in der Berichterstattung ausgewählter, dauerhaft beobachteter Medien. So etwas kann man, meiner eigenen Erfahrung aus meinem Kommunikationswissenschafts-Studium nach, dann doch schon ziemlich objektiv ('interkoderreliabel', um mal ein nettes Fremdwort einzustreuen ;-)) bestimmen. Das setzt auch nicht die Voreingenommenheit irgendeines Mediums als Grundannahme voraus, sondern heißt ganz schlicht: Überragen die negativen Wertungen klar, ist jemand kritisch, überragen die positiven ist er freundlich, hält es sich die Waage, ist die Berichterstattung neutral. Ich wüßte nicht, was an diesem Vorgehen auszusetzen wäre und wieso es nicht gültige Resultate hervorbringen können sollte. Setzen Sie sich doch bitte erst einmal damit auseinander, bevor Sie es hier pauschal abqualifizieren oder als meine subjektive Meinung hinstellen.
Ferner denke ich, daß ein Forschungsinstitut, das eine Umfrage durchführt, sehr wohl besser beurteilen kann, wie die Ergebnisse seiner Umfrage zu deuten sind als Medien, die (selektiv) Sekundärverwertung betreiben, nicht zuletzt, man dort viel vertrauter mit den Umständen ist, wie die Ergebnisse zustande gekommen sind und vielleicht auch neben den Antworten auf die Fragen vor Ort einen Gesamteindruck erhalten konnte, den die Journalisten, die die Umfrage hierzulande aus dem Redaktionssessel heraus und vor einem Bildschirm voller Schreckensmeldungen und blutiger Bilder sitzend zitieren vielleicht nicht unbedingt bekommen. Da erfahren Sie dann z. B. auch, daß die von Ihnen angesprochene Sicherheitslage im allgemeinen bereits bedeutend verbessert ist, so schrecklich die weiterhin stattfinden Anschläge ohne Diskussion natürlich sind. Aber auf eine solche Verbesserung der Gesamtlage haben sogar Journalisten wie Ulrich Tilgner oder Christiane Amanpour hingewiesen, die nun sicher nicht als Propagandamaschinen des Weißen Hauses betrachtet werden können. Jedoch, diese - durchaus kritischen, aber viel informierteren und sachlicheren - Stimmen hört man hier kaum noch in der Flut der Journalisten, die aus Deutschland heraus ein Bild verbreiten, das noch weitaus negativer ist als alles, was ihre Kollegen aus Bagdad berichten. Was angesichts der sicherlich immer noch sehr labilen und bedenklichen Lage im Irak schon ein Kunststück ist.
Und übrigens: So sehr ich die Arbeit von amnesty bewundere und froh bin, daß es sie gibt, kann man sie in der Irak-Frage wohl nur mit argen Einschränkungen als neutral betrachten.
Posted by: Thomas | March 19, 2004 at 12:37 AM
Thomas schreibt: "Und ich bin mir überhaupt nicht sicher, ob sie im Mai 1946 in Deutschland bereits vergleichbar hohe Zustimmungswerte für eine demokratische Regierungsform gefunden hätten."
Ich weiß auch nicht ausreichend genug über diese Zeit und die Stimmung im deutschen Volk. Das ist ein noch größeres Problem der noch jüngeren Generation. Sie wissen gar nicht mehr über die Hitler Zeit, handeln das als Kapitel im Geschichtsunterricht ab und fragen sich entnervt, was das mit ihnen zu tun hätte. Stattdessen beschäftigen sie sich mit den angeblichen Schandtaten der USA, die sie runterbeten können. Auflistungen finden sich auf allen "Friedensforen". Von deutscher Schuld und Verantwortung löst man sich, indem man sich mit amerikanischer Schuld beschäftigt. Geschichte wird rückblickend dermaßen simplifiziert, daß es einem graut. Diese Entwicklung gibt es allerdings auch in den USA, die sich auf ähnlichem Niveau mit der eigenen Geschichte und Politik beschäftigen. Die aktuellen Ereignisse werden reduziert auf, wo hat welcher Politiker gelogen. Angeführt wird diese Masse von halbgebildeten "Journalisten", die die Politik selbst nicht verstehen und diese Unkenntnis auf die Leser übertragen. Wenn der Mob grölt, nennt man das Demokratie. Daß Aznar gelogen hat, ist sofort klar. Bestimmte Medien haben das ins Leben gerufen, weil ihnen der politische Entscheidungsprozeß, die politische Verantwortung unbekannt sind. Im Nachhinein zu urteilen ist immer leicht und wer zurückschauend die anderen nur anklagt, weiß nichts von verantwortungsbewußtem Journalismus.
Ich hatte mich bemüht, die Fakten über Aznars angebliche Lügen festzuhalten. Aber die anderen können gar nicht mehr zwischen Fakten und Behauptungen unterschieden. Die Gräben sind dermaßen tief, daß ich mich wirklich frage, ob sie je überwunden werden können.
Durch alle deutschen Medien kreist ständig, daß Bush und Blair gelogen haben. Das wird als Tatsache dargestellt. Wie soll der Normalbürger das durchschauen? Ich glaube, die Journalisten hier wissen es gar nicht besser. Sie glauben das selbst, weil sie keine Ahnung haben. Einer übernimmt es vom anderen.
Maybritt Illner baut eine Talkshow darauf auf. Für sie sind die Kriegslügen Fakt. Was soll man da noch sagen?
Daß die Demokraten in den USA darauf ihren Wahlkampf aufbauen, ist natürlich wenig hilfreich. Deshalb trifft anti-Amerikanismus meiner Meinung nicht genau, was zur Zeit passiert. Aber das ist ein anderes Thema.
Posted by: Gabi | March 19, 2004 at 07:40 AM
gabi,
"Ich hatte mich bemüht, die Fakten über Aznars angebliche Lügen festzuhalten. Aber die anderen können gar nicht mehr zwischen Fakten und Behauptungen unterschieden. Die Gräben sind dermaßen tief, daß ich mich wirklich frage, ob sie je überwunden werden können."
es ist keine behauptung, dass die regierung aznar wenige stunden nach den anschlägen in der uno auf eine resolution drängte, die die eta verantwortlich machte. es ist keine behauptung, dass zu diesem zeitpunkt - wie sie ja selbst zugeben - noch gar nicht alle beweise auf dem tisch lagen. es ist keine behauptung, dass spanische diplomaten angewiesen wurden, die eta verantwortlich zu machen.
das sind nachgewiesene fakten. was ist so schwer daran zu akzeptieren, dass aznar (wie schon nach der prestige-katastrophe) versuchte, die öffentliche meinung in eine bestimmte richtung zu lenken? es ging halt schief. ich habe - entgegen ihren behauptungen - zu keiner zeit gesagt, er hätte gelogen. ich habe ihm vorgeworfen, zu manipulieren. das ist so offensichtlich, dass es mich ermüdet, ihnen das immer und immer wieder auseinander zu setzen und im gegenzug von ihnen mit
textauszügenkompletten artikeln bombardiert zu werden.und nebenbei bemerkt: es ist ein fakt, dass die spanischen sozialisten bereits im wahlkampf angekündigt hatten, spanische truppen aus irak abzuziehen, sofern bis jahresmitte kein un-mandat vorliegt. man kann davon halten was mal will, aber zu behaupten, zapatero würde jetzt den schwanz einziehen, weil der terror in seinem land angekommen ist, ist schlicht falsch. er erfüllt ein wahlversprechen, was an sich ja schon selten genug ist.
die diskussion hier war von anfang an vergiftet. man wirft den spaniern feigheit vor. man wirft ihnen (und speziell der spanischen linken) kollaboration mit den terroristen vor. europa ist nach den aussagen einiger kommentatoren hier al-kaidas engster verbündeter. europäer (wenigstens die linken) sind dumm, naiv, undankbar. zwischendurch klärt uns jemand auf, dass der ägypter als solcher eine hinterhältige viper ist. von ihnen konnte ich lesen, dass der "islam nicht so toll" sei und dass die meisten moslems "uns" nicht leiden können.
vorverurteilungen, anschuldigungen, unterstellungen. und wehe, man stellt etwas davon in frage: dann bekommt man post von david oder muss sich fragen lassen, warum man die "fakten" nicht berücksichtigt. wie man in den wald hinein ruft, so schallt's heraus. polemische überspitzungen sind nicht ihr oder ihrer freunde monopol.
Posted by: vasili | March 19, 2004 at 08:19 AM
Noch eine Ergänzung. Wie in Deutschland der Nahost-Konflikt dargestellt ist auch typisch für die Andere-haben-Schuld-Haltung. Den palästinensischen Terror verurteilt man zwar verbal, sagt aber sofort, daß Sharon ja auch Terrorist wäre. Er würde Staatsterrorismus betreiben. So. Dann braucht man sich nicht mehr mit den palästinensischen Selbstmordattentätern zu beschäftigen, da sich angeblich beide Seiten terroristischer Mittel bedienen. Und so kann man dann endlos den ungelösten Nahost-Konflikt beklagen. Die finden einfach keinen Frieden. Daß wir die Terroristen mit dieser Haltung unterstützen, wird gar nicht bedacht. Das weist man von sich. Man gehört doch zu den Guten, den Friedlichen. Man vergleicht also Selbstmordattentäter, die Zivilisten töten, mit der verzweifelten Reaktion des israelischen Militärs auf Selbstmordattentate. Indem man dies gleichsetzt und nicht zwischen Ursache und Reaktion unterscheidet, kommt es zu dem typischen "Spiralendenken", das durch unsere Medien geistert. Die eigentlichen Schuldigen sind die Israelis, die den Terror bekämpfen wollen. Das nennt man dann Vergeltung. Wer mag schon primitive Gefühle wie Vergeltung und Rache?! Da trifft man sich lieber zum Dialog mit Palästinensern. Wie sollen eigentlich die friedlichen Palästinenser gegen den Terror aus ihren eigenen Reihen angehen, wenn sie von ihren eigenen Leuten umgebracht werden, sobald sie sich gegen Terror aussprechen. Sie erhalten noch nicht einmal Unterstützung von außen. Auch gibt man dem palästinensichen Terror eine Rechtfertigung, als wäre es eine Reaktion auf "Besetzung". Als Widerstandsbewegung gegen die israelische Besetzung lieben Teile der deutschen "Friedensbewegung" diesen "legalen Widerstand". Was tun dagegen?
Posted by: Gabi | March 19, 2004 at 08:23 AM
vasili, ich meinte nicht Sie, sondern die Welt da draußen. Wir diskutieren doch nur darüber, was draußen passiert, tauschen uns aus. Ich wollte nur für andere festhalten, was an Fakten wichtig ist, weil Spiegel später Gebühren nimmt. Jetzt sind die Artikel noch kostenlos zu haben. Ich schreibe nicht nur für Sie, sondern für hoffentlich viele, die sich hier einfinden. Unsere diskussionen sind doch fruchtbar. Nachdem Sie anfangs nur polemische Wörter von sich gegeben haben, bringen Sie sich jetzt voll ein. Gut!
Posted by: Gabi | March 19, 2004 at 09:01 AM
@ vasili
Ich denke, niemand hier oder in Amerika würde Zapatero einen deratig scharfen Vorwurf machen, hätte er in zwei Monaten, nachdem sich die Lage beruhigt hat, bekanntgegeben, daß er sich an sein Wahlversprechen halten wolle und die Truppen zurückziehen werde, wenn die UNO nicht ins Boot kommt. Das ist ja eine legimitime politische Entscheidung, auch wenn sie manchen - auch mir - mißfallen hätte, hätte man sie akzeptieren können und müssen. Es wäre übrigens militärisch ja auch durchaus zu kompensieren gewesen, es geht ja vorrangig um die psychologische Wirkung.
Den Rückzug allerdings vier Tage nach den Anschlägen und einen Tag nach der Wahl anzukündigen, in einer irrationalen, aufgeladenen (übrigens tlw. auch von der Linken mißbrauchten, man vergleiche die Anti-Kriegs-Demonstranten auf den Trauermärschen oder die Rolle der Presse) Atmosphäre in dem Bewußtsein, daß in den Tagen zuvor viele Befragte gesagt hatten, sie würden ihre Wahlentscheid ändern, weil die Teilnahme am Irak-Krieg die Anschläge verschuldet hätte, ist eine ganz andere Sache. Zapatero hätte sich hinstellen können, sagen können, es sei zu früh, sich dazu zu äußern, er habe im Wahlkampf eine grundsätzliche Aussage dazu gemacht, wolle aber nun erst einmal eine Regierungsmannschaft aufstellen und dann in Absprache mit seinen Verbündeten und den Irakern festlegen, wie es weitergeht. Das wäre so völlig ok gewesen. Aber so, wie Zapatero sich verhalten hat, direkt nach der Wahl den Rückzug anzukündigen und die USA scharf zu attackieren, ist m. E. das falscheste, was er hätte tun können. Und selbst wenn es keine Kapitulation vor dem Terror war, zeigt die Tatsache, daß es unzählige Beobachter weltweit, sogar auf dem linken Spektrum (zuerst las ich Vergleichbares in der taz!), so sehen (übrigens offenbar auch die Terroristen, wenn das 'Waffenstillstandsabkommen' mit Spanien authentisch ist), wie gefährlich Zapateros Vorgehen ist.
Posted by: Thomas | March 19, 2004 at 12:26 PM
thomas,
ihre argumentation ist - korrigieren sie mich, wenn nötig - dass die psoe ihre politik so zu gestalten hätte, dass "die terroristen" daraus keinen nutzen ziehen. das wäre dann doch aber genau das, was in diesem blog kritisiert wird: dass der terror die spanische politik bestimmen würde. die spanischen sozialisten haben nicht zuletzt deshalb gewonnen, weil eine deutliche mehrheit der spanier ihre einschätzung des irak-kriegs teilt. spaniens bürger sind nicht erst seit den schrecklichen anschlägen vom 11. märz der meinung, dass spanische soldaten nichts in irak zu suchen haben.
Posted by: vasili | March 21, 2004 at 11:29 PM
Vasili, Sie erlauben, dass ich Sie korrigiere. Vor dem 11. März gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen ziwschen Konservativen und Sozialisten, und das vor dem Hintergrund dass die Mehrheit der Spanier die Beteiligung am Irak-Krieg ablehnte. Ihr Theorie ist also nur eine Theorie, leider noch dazu falsch. Denn wenn es entscheidend gewesen wäre, dass die Sozialisten durch ihre Ablehnung des Einsatzes die Mehrheit erringen, warum nicht schon vor den Anschlägen? Fakt bleibt, dass sich eine bestimmte Gruppe von Wechselwählern für eine Appeasement-Politik entschieden hat und damit die Wahl entscheidend beeinflusst hat.
Posted by: flursn | March 21, 2004 at 11:41 PM