(English translation at end of post)
Süddeutsche Zeitung (9.11.03/"Der Kampf hat erst begonnen"):
"Denn in den letzten Dekaden haben sich die USA mit allen jenen autoritären Regimen der Region verbündet, die bereit waren, die Interessen Amerikas zu fördern."
Und woran hat Deutschland sich in seiner Politik in den letzten Dekaden gegenüber dem Iran, Syrien, Saudi-Arabien, Lybien und dem Irak Saddams orientiert? An der Demokratisierung dieser Länder? An der Einführung einer Frauenquote in der politischen Führung? An Reisefreiheit, freier Meinungsäußerung, Schutz von Minderheiten? Nein - aber sehr wohl an der Föderung der Interessen Deutschlands - vor allem der wirtschaftlichen.
Westdeutsche Allgemeine (11.11.03/"Die Einsicht wächst")
"Niemand sollte glauben, in den USA oder Europa in Ruhe leben zu können, während der Nahe und Mittlere Osten in Flammen steht. Diese Einsicht scheint sich nun langsam auch in Washington durchzusetzen. Doch die einzig richtige Konsequenz - die Übertragung der Verantwortung in Bagdad auf die internationale Gemeinschaft und die Iraker selbst - ist in der Bush-Umgebung offenbar noch immer tabu."
Fünf Minuten nach der Übergabe der Verantwortung im Irak auf die "internationale Gemeinschaft" und die "Iraker selbst" wäre das Chaos perfekt. Fünf Tage später wäre Saddam wieder an der Macht. Und fünf Jahre später würde man immer noch auf eine Reaktion der "internationalen Gemeinschaft" warten.
Deutsche Welle (7.11.03/"Bushs schöne Worte")
"Washington lässt bisher keinerlei ernsthafte Anstrengungen zugunsten eines fairen Ausgleichs zwischen Israel und den Palästinensern erkennen."Wie definiert die Deutsche Welle einen "fairen Ausgleich" zwischen einer korrupten, auf terroristische Anschläge fixierten palästinensischen Führung und der demokratischen Regierung eines Staates, der eine Wiederholung des Holocaust an den Juden verhindern will?
Der Tagesspiegel (10.11.03/"Wenn der Terror triumphiert")
"Unbestreitbar ist: Es geht unglaublich viel schief im Irak. Amerika hat die Probleme der Besatzung fahrlässig unterschätzt und strategische Fehler begangen, zum Beispiel, als es die irakische Armee und Polizei auflöste. Gewiss, kein Demokrat wünscht sich die Machtinstrumente, auf die sich Saddam Husseins Terrorregime gestützt hatte, als Verbündete. Aber wichtiger noch wäre es gewesen, von Anfang an Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten."Unbestreitbar ist: Es geht unglaublich viel gut im Irak. Die deutschen Medien nehmen die positive Entwicklung nur nicht wahr - wollen es wohl auch nicht wahrnehmen, in ihrer einstudierten Oberlehrerpose. Die Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung "von Anfang an" ist ein Wunschtraum in einem Land, das über 30 Jahre lang von terroristischen Banditen regiert wurde. Deutsche Politik hätte die Schergen Saddams vermutlich per Einschreiben/Rückschein zur Wahrung von Sicherheit und Ordnung verpflichtet. Bei Zuwiderhandlung wäre vom Auswärtigen Amt ein geharnischter diplomatischen Protest abgefeuert worden. Und wenn das nichts geholfen hätte, wäre ein knallharter "Tagesspiegel"-Kommentar hinterhergekommen.
English translation
The Parade of Platitudes
Süddeutsche Zeitung (9 November 2003/"The Fighting has only just Begun"):
"Because in the previous decades the USA allied itself with all of the authoritarian regimes in the region who were prepared to further America's interests."
And how did Germany orient itself politically in the previous decades with regard to Iran, Syria, Saudi Arabia, Libya and Saddam's Iraq? Towards the democratization of those countries? Towards the introduction of a quota for women in the leadership? Towards freedom of movement, freedom of opinion, the protection of minorities? No - but very much towards furthering Germany's interests - above all Germany's economic interests.
Westdeutsche Allgemeine (11 November 2003/"The Introspection is Growing")
"No one should believe that they can live in peace in the USA or Europe while the Middle East is in flames. The recognition of this fact seems to finally be getting through in Washington. But the one correct consequence - handing responsibility in Baghdad over to the international community and the Iraqis themselves - is clearly still taboo around Bush."
Five minutes after the handover of power to the "international community" and "the Iraqis themselves" we would come to know the true meaning of chaos. Five days later, Saddam would be back in power. And five years later we would still be waiting on a reaction from the "international community."
Deutsche Welle (7 November 2003/"Bush's nice words")
"Washington has until now made no serious recognizable efforts in favor of a fair balance between Israel and the Palestinians."How does Deutsche Welle define a "fair balance" between the corrupt Palestinian leadership fixated on suicide attacks and the democratic government of a state that wants to prevent a repeat of the Holocaust against the Jews?
Der Tagesspiegel (10 November 2003/"When Terror Triumphs"
"Undisputable is: An unbelievable amount of things are going wrong in Iraq. America negligently underestimated the problems associated with occupation and made strategic mistakes, for example dissolving the Iraqi Army and police. Certainly, no democratic person wants to have the instruments of power that supported Saddam's regime of terror as allies. But more important would have been to guarantee security and order from the beginning.Undisputable is: An unbelievable amount of things are going right in Iraq. The German media is just not recognizing the positive developments - and frankly don't really want to recognize them since they want to keep posing as the well-rehearsed know-it-alls. The guarantee of security "from the beginning" is a pipe-dream in a country that was ruled for over 30 years by terrorist bandits. German policy probably would have asked Saddam's thugs to guarantee security and order in a nice letter. In the case of violations, the foreign ministry would have fired off a sharp diplomatic protest. And if that didn't help, a scathing "Tagesspiegel"- commentary article would have certainly followed.
Translation by Ray D..
NZZ ist zwar nicht deutsch, aber in deutscher Sprache und viele lesen es als seriöse Zeitung auch hier in Deutschland.
Artikel von heute (15.11.2003):
Bremer für Machtübergabe an Iraker bis zum Sommer
Keine Beweise für Waffen Iraks in Syrien
http://nzz.ch/2003/11/15/al/page-newzzDN1BHL0H-12.html
(...) Und dann der Schlußsatz:
"Derzeit gehen amerikanische Waffeninspektoren im Irak Berichten nach, dass verbotene Waffen oder waffentaugliche Substanzen aus dem Irak nach Syrien, Iran oder Jordanien gebracht wurden. Die USA hatten den Krieg gegen den Irak damit begründet, dass das Land über verbotene Massenvernichtungswaffen verfüge. Bisher wurden solche Waffen nicht gefunden."
Das ist und bleibt falsch, aber die Medien wiederholen es immer wieder. Das ist Manipulation und Propaganda vom Feinsten.
Ich muß hier ja nicht wiederholen, warum der Krieg tatsächlich geführt wurde.
Es sieht danach aus, als gäbe es eine Vereinbarung bei den Nachrichtenagenturen, diese Falschmeldung immer wieder darzubieten, damit es auch der dümmste Bauer in Hintertupfingen kapiert! Es wird suggeriert, Krieg wegen WMD, keine gefunden, also waren die Kriegsgründe gelogen.
Posted by: Gabi | November 15, 2003 at 10:59 AM
es ist erstaunlich, wie vehement du dich dagegen wehrst, anzuerkennen, dass die MVW sehr wohl _das_ dominante element in der kriegsgrundsuche waren.
von anfang an war aber klar, dass es sich dabei nur um ein vorgeschobenens argument handelt. so wie es wolfowitz auch in diesem vanity-fair-interview letztendlich bestätigte.
einzig und allein in den kreisen in denen du verkehrst, gabi, war doch die meinung vorherrschend, im irak gäbe es tatsächlich diese massenverwirrungswaffen.
zwar haben viele es für möglich gehalten, aber doch die überwiegende mehrheit hat an den amerikanischen darstellungen erhebliche zweifel gehabt, sofern sie nicht ohnehin die ganze farce als propagandalüge einstuften.
regimewechsel war ja mal ganz klar die eigentliche absicht.
aber doch sicher nicht, um ein paar 15 jahrealte massengräber zu finden oder um ein volk von seinem herrscher zu befreien, der zwar brutal war, dafür aber für stabilität garantierte.
so naiv kann man nun wirklich nicht sein...
Posted by: art | November 15, 2003 at 04:03 PM
For a report on what is being done and not reported on mainstream media source go to this url: http://www.opinioneditorials.com/freedomwriters/soupcoff_20031103.html
Here you can read what US soldiers are doing when not under attack from insurgents in Iraq. Insurgents who have been inspired by the lack of reporting by the news media of anything other than gloom and doom. Especially in the European media.
Posted by: N. Hale | November 15, 2003 at 05:00 PM
Die FR ist sich nicht zu schade, auf Kindergartenniveau zu argumentieren. Die US-Soldaten werden heimtückisch abgeknallt, sehen sich mit Terrrorattacken konfrontiert und haben sicherlich Besseres zu tun, als nette, brave Bauern zu bedrohen, die ganz unschuldig ihrer Arbeit nachgehen wollen. Wer glaubt dieses Märchen? Glaubt die FR selbst diesen Unsinn?
http://www.frankfurterrundschau.de/fr_home/startseite/?sid=938e442ada9a3c4bfaa9bc8d4c4b62cd&cnt=340159:
Irakische Bauern warfen den US-Streitkräften vor, deren Soldaten hätten ihnen mit Zerstörung ihrer Häuser gedroht, wenn sie den USA keine Informationen über irakische Widerständler gäben. Die US-Armee wies die Vorwürfe zurück.
Posted by: Gabi | November 15, 2003 at 05:53 PM
aber doch sicher nicht, um ein paar 15 jahrealte massengräber zu finden oder um ein volk von seinem herrscher zu befreien, der zwar brutal war, dafür aber für stabilität garantierte.
oh ja, wir hatten ja auch mal so einen, damals. war schon schlimm mit dem, aber immerhin hat er die autobahnen gebaut und es gab keine arbeitslosen. stabilität auf jeden fall. und richtig gute propaganda. nicht so tumb und doof wie die von den amis jetzt. und die paar massengräber, die man dann später gefunden hat.. die waren doch eh schon ein paar jährchen alt. also wozu eigentlich das ganze brimborium...
Posted by: tn | November 16, 2003 at 01:06 PM
tn,
ich habe heute auf Phönix die Verleihung des Lew-Kopelews Preises für Frieden und Menschenrechte in Köln verfolgt. Selbst Herr Primor trennt nicht klar und macht auch nicht klar, daß Terror und die Gegenreaktion der Sharon Regierung (die eben viele hier in Deutschland als Staatsterrorismus bezeichnen) nicht auf gleicher Stufe stehen. Uri Avneri, einer der Preisträger, hat ausgeführt, daß Antisemitismus den palästinensischen Terror unterstützt und daß nie vergessen werden darf, daß die Reaktion auf Terror nicht mit dem Terror gleichgesetzt werden darf. In Deutschland haben sich nun Heerscharen von Menschen eingefunden, deren erstes und einziges Anliegen ist, die israelische Gewalt zu stoppen. Diese verdammen sie als Terror und meinen, damit den Nahostkonflikt lösen zu können. Mir stellt sich dann immer die Frage, warum diese sich nicht über den palästinensischen Terror empören? Warum meint man bei der Gegenreaktion ansetzen zu müssen, warum kann der palästinensische Terror nicht diese Empörung hervorrufen. Ich habe darauf noch keine endgültige Antwort. Wie fühlen sie beim palästinensischen Terror. Warum engagieren sie sich nicht hier?
Das ist wie in einem Mordprozeß. Jemand tötet 50 Kinder, und es würden sich lediglich Gruppen engagieren, die sich um die Wahrung der Rechte des Mörders in diesem Gerichtsprozeß sorgen. Man findet dann heraus, daß der Mörder eine schwere Kindheit hatte und mißbraucht wurde oder was auch immer. Aber dadurch wird die Tat nicht als solche beseitigt. Der Mord bleibt ein Mord (Tatbestand erfüllt), lediglich die Art der Reaktion (die Bestrafung) kann sich ändern.
Nur ein Gedanke, den ich zur Diskussion stelle.
Posted by: Gabi | November 16, 2003 at 01:59 PM
Die deutsche Heuchelei über die UNO finde ich unerträglich. Selbst mit UN-Mandat sind 76 % Prozent gegen Hilfe im Irak. Bei der Völkerrechtswidrikeit der Irakkriegs haben viele Deutsche die Resolutionene der UN als zu befolgendes höchstes Recht angesehen, aber dieselben Leute wollen sich der UN widersetzen, wenn diese eine Resolution erläßt, dem Irak zu helfen.
SPIEGEL ONLINE - 15. November 2003, 13:15
URL: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,274167,00.html
Beistand für die USA
Deutsche gegen Einsatz im Irak
Hamburg - Mehr als drei Viertel aller Deutschen sind gegen ein Engagement im Irak, selbst wenn es dafür ein Mandat der Vereinten Nationen gäbe. In einer Umfrage von NFO Infratest für den SPIEGEL sprachen sich nur 19 Prozent der rund 1000 Befragten dafür aus, den Amerikanern über ein verstärktes Uno-Engagement beizustehen. 76 Prozent erklärten, Deutschland solle sich aus diesem Konflikt "strikt heraushalten". Die Umfrage wurde erhoben vom 11. bis 13. November.
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Posted by: Gabi | November 16, 2003 at 02:18 PM
Fürchten Schröder und Fischer die öffentliche Meinung, die ihnen im September 2002 noch so recht war? Soll das Weltpoltik sein? Öffentliche Meinung muß von der Regierung auch erschaffen werden und das hat gar nichts zu tun mit Manipulation oder Propaganda. Die Bürger einer Demokratie dürfen doch nicht als Freiwild den Medien ausgeliefert werden. Wo ist die Verantwortung der Politik? Was soll ich von Politikern halten, die ihre wahren Meinungen verheimlichen, um die Unterstützung der öffentlichen Meinung nicht zu verlieren? Machterhalt um jeden Preis?
http://www.welt.de/data/2003/11/15/198006.html
Keine deutschen Soldaten in Irak
Bundesregierung widerspricht Aussagen von EU-Chefdiplomat Solana, Deutschland erwäge den Einsatz der Bundeswehr in Irak
Berlin - Die Bundesregierung schließt nach eigenen Angaben einen Einsatz deutscher Soldaten im Irak weiter aus. Dagegen hatte EU-Chefdiplomat Javier Solana nach einem Gespräch mit Kanzler Gerhard Schröder erklärt, Berlin sei nicht mehr prinzipiell gegen eine militärische Beteiligung. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts erklärte jedoch am Samstag mit Blick auf die bevorstehende USA-Reise von Außenminister Joschka Fischer, es bleibe bei der strikten Haltung der Bundesregierung.
Solana sagte der „Bild am Sonntag“: „Deutschland lehnt die Entsendung von Soldaten in den Irak zum gegenwärtigen Zeitpunkt ab - aber nicht grundsätzlich. Sollte sich die NATO auf Bitten der Vereinten Nationen an der Stabilisierung des Landes beteiligen, stellt sich die Frage nach einem militärischen Engagement für jedes Mitglied der Allianz neu.“
Posted by: Gabi | November 16, 2003 at 02:37 PM
Spiegel titelt heute (18.11.2003):
SCHRÖDER NACH WAHLDENKZETTEL
"Man muss mit kollektiver Unvernunft leben"
Das sage ich mir jeden Morgen, wenn ich online die deutschen Nachrichten lese. :-)
Posted by: Gabi | November 18, 2003 at 07:11 AM