Davids Medienkritik

Deutsche Regierung: unfähig im Inneren, Lehrmeister in der internationalen Politik / German Government Fails in German Politics, but Lectures US

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Arbeitslosigkeit nahe 5 Millionen. Rekord-Insolvenzen. Ausufernde Staatssschulden. Verkrusteter Arbeitsmarkt. Leistungsfeindliche Steuern. Ein nicht reformierbares Gesundheitssystem. Desolate Rentenfinanzen. Dosenpfand-Unsinn. LKW-Maut-Desaster. Europäisches Wachstums-Schlußlicht. Die deutsche Politik präsentiert sich als Ansammlung von schlechten Nachrichten, hoffnungslosen Prognosen und fehlenden Zukunftsstrategien. Deutschland 2003 ist für niemanden ein Vorbild. Die Regierung Schröder scheitert so ziemlich bei der Lösung jedes Problems. Sie ist das Problem, nicht die Lösung.

ABER REGIERUNG UND MEDIEN KRITISIEREN DIE USA WEGEN DER FEHLER IHRER POLITIK!

"Die USA stellen nach Ansicht von Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) mit ihrem Anti-Terror-Kampf elementare Grundsätze des Internationalen Rechts in Frage."

"Nach dem Scheitern der deutschen Weltgipfel- Forderung nach einem verbindlichen Ausbau erneuerbarer Energien hat die Bundesregierung die USA und die OPEC-Staaten scharf angegriffen. Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) kritisierte am Dienstag in Johannesburg die "verheerende Kurzsichtigkeit der OPEC und der USA, die in einem Dinosaurier-Denken verhaftet sind, das nicht zukunftsfähig ist"."

"Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) teilt die Kritik von Außenminister Joschka Fischer (Grüne) an der US-Politik gegenüber dem Irak."

"Seit langem hat sich Bundesaußenminister Joschka Fischer nicht mehr so kritisch gegenüber den USA geäußert. Bündnispartner seien keine Satelliten, verkündete er jetzt."

"Bundespräsident Johannes Rau hat US-Präsident George W. Bush scharf kritisiert. Bush unterliege einem "grandiosen Missverständnis", wenn er von einer göttlichen Mission rede, die ihn zum Krieg gegen Irak antreibe, sagte Rau am Montag im Sender n-tv. ... Er persönlich habe in der Irakfrage auch den Strategiewechsel der USA - von der Entwaffnung hin zur Absetzung von Saddam Hussein - nicht verstanden, sagte der Bundespräsident."

Eine Frage, auf die ich keine Antwort weiß: wie kommt es, daß die deutschen Medien die Politik hierzulande für unfähig halten, irgendeines der drängenden nationalen Probleme zu lösen - aber gleichzeitig mit einer Regierung, die diese Politik der Unfähigkeit zu verantworten hat, in den Feldzug der Kritik an den USA zieht?

"Cuba libre!" - kein Thema für deutsche Medien / "Cuba libre!" - no Topic for German Media

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Der Aufruf "Cuba libre!" (englische Version) von Vaclav Havel, Arpad Göncz und Lech Walesa zur Unterstützung der Demokratie in Kuba (am 18.9.03 u.a. in der FAZ erschienen) hat die erwartete Reaktion in deutschen Medien erhalten: so gut wie keine. Wenn überhaupt, findet sich eine kritische Reaktion: die "Junge Welt", eine neokommunistische Tageszeitung, ergießt bitteren Hohn über die drei ehemaligen osteuropäischen Staatsmänner (was - aus dieser Quelle - durchaus als Kompliment anzusehen ist).

Die Negierung kommunistischer Diktatoren hat durchaus Tradition hierzulande. Zu DDR-Zeiten erwarb man von der linken Publizistik in der Bundesrepublik für Kritik an der SED-Führung den Titel "Antikommunist" - was in der Wertungsskala der Medien zwischen "Lepra" und "Pest" siedelte.

SPIEGEL: Absurde Gutmenschen-Logik / SPIEGEL: Absurd Do-Gooder Logic

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Gelegentlich findet man auf der Suche nach antiamerikanischem Kampagnenjournalismus in deutschen Medien ein Beispiel, das noch krasser, noch absurder, noch bizarrer ist als der mediokre Durchschnitt.

Den Ehrentitel "Schwachsinn jenseits von Gut und Böse" verdient sich der SPIEGEL für "KRIEG GEGEN DEN TERROR - Der große Bluff". Man wird lange suchen und lange warten müssen, um auf ein ähnlich verworrenes, verbiestertes Anti-Bush-Pamphlet zu stoßen. Dem Autor Lars Langenau darf eine große Karriere im deutschen Kampagnenjournalismus prophezeit werden...

Die Einleitung des Artikels benennt die Agenda:

"Vor knapp sechs Monaten griffen die USA den Irak an, deklariert als Feldzug gegen den Terror, gestützt auf "Fakten und Beweise". Doch heute zeigt sich ein anderes Bild: Eine Melange aus Halbwahrheiten, Märchen und Lügen bereitete den Weg nach Bagdad. SPIEGEL ONLINE dokumentiert zehn Fälle schwarzer Propaganda, die den Krieg rechtfertigen sollten."

Es werden Fotos von 10 Politikern präsentiert, die durch "eine Melanche aus Halbwahrheiten, Märchen und Lügen" den Weg nach Bagdad bereitet haben. Neben den üblichen Verdächtigten wie George Bush, Tony Blair, Condoleezza Rice, Colin Powell, Donald Rumsfeld und Dick Cheney wird auch - Angela Merkel gezeigt. Angela Merkel? Wie um alles in der Welt hat die CDU-Vorsitzende den Weg nach Bagdad bereitet? Aber es kommt noch besser. Als weiteren Schuldigen "schwarzer Propaganda, die den Krieg rechtfertigen sollte", führt der SPIEGEL Mohammed Saíd al-Sahhaf an, den international zur Kultfigur gewordenen ehemaligen irakischen Informationsminister.

Einen Moment bitte - der irakische Informationsminister bereitete den Amerikanern den Weg nach Bagdad??? Auch er also Teil der angelsächsischen Kampagne "Blut für Öl"? Wir stehen sprachlos und ergriffen vor einem der edelsten Produkte des deutschen Recherchejournalismus'! Um die Logik auf die Spitze zu treiben, stellt der SPIEGEL in der Erläuterung zu den Taten des irakischen Informationsministers durchaus zutreffend fest:

"Sie (die irakische Regierung) ist des tausendfachen Massenmordes schuldig - erst die gewaltsame Befreiung des Landes hat die Folterkammern des irakischen Diktators geöffnet."

Doch dann gewinnen die Verschwörungstheoretiker des SPIEGEL wieder die Oberhand:

"Zur Mobilisierung war eine Dämonisierung des Gegners notwendig. Präsident George W. Bushs Berater erfanden die "Achse des Bösen", die neben dem Irak auch Iran und Nordkorea umfasst. Und dann wurde getrickst, zurechtgestutzt, getäuscht, nachgebessert, betrogen, manipuliert."

Der verwirrte Leser fragt sich nun: Wie kann man jemanden, der des "tausendfachen Massenmordes" schuldig ist, noch dämonisieren? Und: wäre es nicht eigentlich lobenswert, wenn die USA die Regierung eines tausendfachen Massenmörders stürzte?

Ach, was könnte doch die Gutmenschen-Welt in Frieden leben, gäbe es die böse, tricksende, täuschende neokonservative US-Regierung nicht! Saddam würde sein demokratisches, pluralistisches System mit milder Hand weiterführen, die iranischen Mullahs arbeiteten wie bisher an einem liberalen, weltoffenen Leitbild der Frau und der nordkoreanische Heilsbringer Kim Jong Il setzte seine interessanten waffentheoretischen Forschungen ungestört fort. Und der SPIEGEL könnte auf seine absurde Gutmenschen-Logik verzichten, jedenfalls soweit sie die USA betrifft.

Gilligan sagt "Sorry" - und die deutschen Medien? / Gilligan says "Sorry" - will the German Media?

(English translation at end of  post)
Der SPIEGEL berichtet, der BBC-Journalist Andrew Gilligan entschuldige sich für "Fehler in seiner Berichterstattung". Er war in den vergangenen Wochen die Speerspitze der Kritik an der Irak-Politik der Blair-Regierung.

"Er gestand bei seinem zweiten Erscheinen vor Lordrichter Brian Hutton, dass er der Regierung fälschlicherweise vorgeworfen hatte, sie habe ihr Beweis-Dossier gegen den Irak mit Informationen angereichert. Diesen Vorwurf könne er nicht belegen."

Gilligan mußte sich entschuldigen - er war in die Enge getrieben worden, zum Teil auch durch Aussagen anderer BBC-Mitarbeiter, die seine journalistisch unsaubere Arbeitsweise kritisierten:

"In my view Andrew Gilligan is extremely good at finding out information but there are sometimes questions of nuances and subtlety in how he presents it which are not all they should be." He added that Mr Gilligan was a "reporter who paints in primary colours rather than something more subtle."

Nun war Gilligan aber auch wochenlang der Kronzeuge im Kampf deutscher Medien gegen Blair. Der englische Premierminister hatte den - aus Sicht deutscher Medien unentschuldbaren - Fehler begangen, den Irak-Feldzug der USA zu unterstützen. Dafür konnte es nur die Höchststrafe geben: kampagnenjournalistische Hinrichtung.

Wir haben die Kampagne in diesem Blog beschrieben und kritisiert - und auf die faire Darstellung in ausländischen Medien hingewiesen. Und natürlich stehen wir zu unserer Aussage vom 20.7.03: "Die Kampagne gegen Blair wird so schnell zusammenbrechen, wie sie aufgeblasen wurde."

Ist es realistisch, auf ein "Sorry" der deutschen Medien zu hoffen? Ich würde darauf nicht wetten... Eher ist wohl der Start einer neuen Kampagne gegen Blair zu befürchten - denn die Blair-Regierung hat einen weiteren Fehler (neben dem "Ja" zum Irak-Krieg) begangen: sich gegen unberechtige Medienkritik zu wehren und dann auch noch recht zu behalten.

Gilligan says "Sorry" - will the German Media?

Der SPIEGEL reports that BBC journalist Andrew Gilligan apologized for "mistakes in his reporting."  Gilligan spearheaded the criticism of the Blair government's Iraq policy in the past few weeks.

"During his second appearance before the Hutton Inquiry, he admitted that he incorrectly accused the government of exaggerating evidence against Iraq.  He could not verify the accusation."

Gilligan had to apologize - he was driven into a corner, in part by testimony given by other BBC employees who criticized his unclean style of journalism.

"In my view Andrew Gilligan is extremely good at finding out information but there are sometimes questions of nuances and subtlety in how he presents it which are not all they should be." He added that Mr Gilligan was a "reporter who paints in primary colours rather than something more subtle."

But Gilligan was also the key witness in the German media's campaign against Tony Blair for several weeks.  The British Prime Minister made, in the eyes of the German media, the unforgivable mistake of supporting the US war on Iraq.  And for that there can be only one ultimate penalty:  Political execution via an unrelenting media campaign.

We described and criticized that media campaign on this Blog and continually referred to foreign media reports which fairly portrayed the issues.  And of course we stand by our statement from July 20, 2003:  "The campaign against Blair will burst just as quickly as it was blown up."

Is it realistic to hope for a "sorry" from the German media?  I wouldn't bet on it... the start of a new anti-Blair campaign is likely just around the corner because the Blair government made a further mistake, (along with its "yes" to the Iraq war):  It dared to defend itself against unjustified media criticism and was proven right.   
Translation by Ray D.

Addendum: A comparison between what Gilligan initially claimed and the facts as uncovered in the meantime...

FAZ: Propaganda unter Bush in allen Regierungsbereichen üblich geworden / FAZ: Propaganda customary for Bush administration in all areas of government

(English summary at end of post)
Das Feuilleton der - eigentlich eher konservativen - Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) hat sich in den vergangenen Jahren einen stabilen Ruf als Exerzierplatz antiamerikanischer Meinungen erarbeitet. Der Bericht "Amerikas Reservisten - Wir sind keine Helden" in der Print-Ausgabe vom 18.9.03 ist ein weiteres Schmuckstück dieser Kategorie.

Der Autor Hans-Peter Riese schildert das tragische, traurige, bedauernswerte Los der im Irak eingesetzten Mitglieder der amerikanischen National Guard und der Reserveeinheiten der US Armee. Der Bericht ist durchsetzt von geschickt eingestreuten Angriffen auf die US-Regierung:

"Heute sieht die Werbung für die verschiedenen Waffengattungen der amerikanischen Berufsarmee natürlich anders aus. In den Fernsehspots wird der letzte Stand der Filmästhetik genutzt. Vor einer blutrot untergehenden Sonne sieht man dort beispielsweise den Schattenriß eines voll bewaffneten Soldaten, und eine sonore Stimme aus dem Off verspricht allen Ernstes in der Armee Abenteuer, Selbstverwirklichung und Bildung. Daß gelegentlich auch gestorben werden muß, verschweigt diese Werbung natürlich. Das gilt in dem jüngsten Krieg der Amerikaner zunehmend auch für dort eingesetzte Reservisten. ...

Was im patriotischen Überschwang der ersten Monate nach dem Beginn des Irak-Krieges von den Medien einfach unter den Teppich gekehrt worden war, läßt sich nun nicht mehr verschweigen. Die zivilen Existenzen vieler dieser Soldaten auf Zeit stehen vor dem Ruin. ...

Anders sieht das für Selbständige aus, deren oft kleine Firmen ohne den Chef in Schwierigkeiten geraten und häufig Bankrott anmelden müssen. Solchen Unternehmern, die von Präsident Bush bei jeder sich bietenden Wahlkampfgelegenheit als vorbildliche "entrepreneurs" gepriesen werden, kommt der "Dienst am Vaterland" dann teuer zu stehen, und sie beginnen sich zu wehren. ...

Zwar wird offiziell mitgeteilt, die Bewerbungen hätten nicht nachgelassen, sondern im Gegenteil, es seien nach dem 11. September mehr Anträge an die Nationalgarde und die Reserve gestellt worden als je zuvor. Verschwiegen aber wird, daß immer mehr Soldaten ihren vorzeitigen Abschied nehmen wollen und die Einheiten dadurch gerade ihre qualifiziertesten Soldaten verlieren. So wird denn erst einmal die Propaganda, wie es unter dem Präsidenten Bush in allen Regierungsbereichen üblich geworden ist, intensiviert, anstatt sich dem Problem selber zuzuwenden. (Hervorhebung durch mich) ...

Aber solche Propaganda-Berichte, die direkt vom Pentagon verbreitet werden und immer noch von vielen Zeitungen, vor allem in der Provinz, gerne gedruckt werden, verblassen langsam angesichts der immer offensichtlicher werdenden Probleme, die mit der massenhaften Mobilisierung der Reserven einhergehen. ...

Es fragt sich allerdings, wann der Wahlkampf auch dieses Thema hochspülen wird. Einstweilen sind unter den Kandidaten der Demokraten allerdings noch zu viele, die patriotisch für den Irak-Krieg gestimmt haben."

Riese kann - wie auch andere deutsche Korrespondenten in den USA - mit dem "patriotischen Überschwang" der Amerikaner nichts anfangen. Gelegentlich hat man den Eindruck, eine negative, skeptische Grundhaltung gegenüber den USA ist eine unabdingbare Einstellungsvoraussetzung für deutsche Washington-Korrespondenten...

Man spürt: Riese würde zu gerne eine regierungskritische, unpatriotische Einstellung der Amerikaner herbeischreiben, er würde zu gerne ein Gefühl wachsender Probleme und zunehmender Hoffnungslosigkeit in den USA als Folge des Irak-Krieges initiieren - aber ihn nehmen die Amerikaner natürlich überhaupt nicht wahr, sondern nur Deutsche, und die sind durch die Medien hierzulande bereits ausreichend antiamerikanisch dressiert.

Die Behauptung, die Werbung für die US Armee verschweige, "daß gelegentlich auch gestorben werden muß", ist nachweislich nicht wahr. Die Site der National Guard hat auf der Homepage einen nicht zu übersehenden Link zu einer Seite "In Memoriam", mit den Namen umgekommener Mitglieder der National Guard.

Übrigens: Riese wurde 2003 von der Steuben-Schurz-Gesellschaft ausgezeichnet für "tatsachengetreue, faire und unabhängige Amerika-Berichterstattung". Und so beschreibt sich Riese selbst in einem Zitat in mercurynews.com: "Meine Kollegen und ich wurden alle sozialisiert in den späten 60-igern mit der Anti-Vietnam-Bewegung und dem Studenten-Aufstand in Deutschland und dem antiamerikanischen Ansatz..."

Summary: Germany's conservative daily "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) grieves about the fate of US National Guard members on active duty in Iraq. The author Hans-Peter Riese blames "propaganda" of the US government for a lack of understanding of the sorry destiny of National Guard members. According to the FAZ their families go broke while their fathers resp. mothers are in Iraq. Also, the FAZ maintains the US government keeps quiet about deaths of National Guard member during the war in Iraq.

"They (the US government) would rather increase their propaganda - as it has become a custom in the Bush era in all areas of governement - instead of dealing with the problems directly." Riese hopes the topic will gain importance during the presidential election campaign. "However, there are still too many Democrats who out of patriotism voted for the war in Iraq."

It is apparent that the author Hans-Peter Riese wants to foster criticism of the war in Iraq. Too bad for him, few Americans read the FAZ - and the Germans who do are already sufficiently programmed by German media to react negatively to the US government's Iraq policy.

BTW: Riese received a honorary award by the Steuben-Schurz-Gesellschaft for "unbiased, fair and independent reporting on the US". And this is how Riese described himself in a mercurynews.com quotation: "My colleagues and I, we were all socialized in the late 1960s with the anti-Vietnam War movement and the uprising of students in Germany and the anti-American approach..."

Die Rosenholz-Dateien als tickende Zeitbombe / The Rosenholz files as ticking time bomb

(Summary at end of post)
Die Rosenholz-Dateien, die Einblicke in die Stasi-Tätigkeit von Westdeutschen erlauben, kommen nur sehr allmählich in's öffentliche Bewußtsein. Der Grund: wesentliche Vertreter von Union und SPD haben große Bedenken, die vorliegenden Dateien auszuwerten; aber auch der Recherche-Eifer der Medien läßt zu wünschen übrig.

Dabei zeigt der Fall des früheren Vorzeige-Journalisten Wallraff, wie wichtig eine öffentliche Diskussion über das Ausmaß des DDR-Einflußes auf Politik, Medien und Kirchen in der Bundesrepublik wäre. Vor allem in den Jahren nach 1970, die für die Formierung der "Neuen Linken", der Friedensbewegung, der Grünen, von größter Bedeutung war, hat offensichtlich eine beachtliche Anzahl von West-Bürgern an der Leine der Stasi agiert.

Ein Mann, der sich große Verdienste um die Aufdeckung von Stasi-Verbrechen erworben hat, ist der Historiker Hubertus Knabe. In einem ZDF-Interview erhebt er die Forderung nach Öffnung der Rosenholz-Dateien.

Überhaupt keine Überraschung ist für mich die Einstellung von Innenminister Otto Schily. Er lehnt die Öffnung der Rosenholz-Dateien ab, weil "der Aufwand in keinem Verhältnis zum Resultat" stehe. Woher er das Ergebnis einer Auswertung der bislang eben noch nicht ausgewerteten Rosenholz-Dateien kennt, bleibt sein Geheimnis.

Summary: The "Rosenholz files" contain information about spies in West Germany in the 70's and 80's working for the communist East German Stasi (secret service police). The files were returned to Germany from the US where they had been stored after the fall of the communist system in East Germany in 1990. One spectacular case that has been widely discussed in the last weeks is that of Mr. Wallraff, a promínent left wing journalist. For years he rejected accusations that he might have worked for the Stasi. However, documents found in the Rosenholz files now clearly prove his cooperation with the Stasi.

While it would be of great interest to learn more about the contacts of the Stasi in West Germany it has not yet been possible to provide access to these files to the public. Social Democrats as well as Conservatives are not eager to see data from the Rosenholz files being published. Germany's interior minister Otto Schily is staunchly opposed to opening up the Rosenholz files to the public. German media, too, do seem to be rather hesitant discussing the Rosenholz files.

Addendum: Searching Google yielded some interesting documents relating to German interior minister Otto Schily's activities as a lawyer for the Baader-Meinhof terrorists in the 70's (cv in english; Schily's defense of the Baader-Meinhof gang). The east German communist state DDR later become a secret home for some members of the Baader-Meinhof gang. It would be more than interesting to find out what the Rosenholz files have to say about prominent supporters of the Baader-Meinhof gang in the West Germany of the 70's.

Sensation: SPIEGEL-Experte kritisiert ... Israel / Incredible: SPIEGEL expert critisizes ... Israel

(English summary at end of post)
Wer hätte das gedacht? Der SPIEGEL findet einen Experten, der alle SPIEGEL-internen Vorurteile gegenüber Israel bestätigt. Und nebenbei (der Zufall will's so): der Experte kritisiert auch noch die USA!

Auszüge aus dem Interview mit Michael Lüders, vom SPIEGEL vorgestellt als "Nahost-Experte der Friedrich-Ebert-Stiftung":

Die Hamas trägt zwar nicht zur aktiven Lösung der palästinensischen Probleme bei, ist aber insgesamt längst zu einer Massenbewegung geworden. Man kann eine Bewegung, hinter der 20 Prozent der Bevölkerung stehen, nicht einfach kriminalisieren und zerschlagen wollen. ... Es ist ein Zeichen der Hilflosigkeit, ja eine Bankrotterklärung der Regierung Scharon: Der Konflikt mit den Palästinensern wird auf Terrorbekämpfung reduziert. Natürlich ist es legitim, dass sich die israelische Regierung mit allen Mitteln gegen den Terror wehrt. Die Regierung Scharon begeht aber einen Fehler, wenn sie glaubt, sie könne den palästinensischen Widerstand mit kriegerischen Mitteln niederringen. Sie ist bislang ein politisches Konzept schuldig geblieben. Die Antwort der Regierung Scharon auf den Terror von Hamas oder Dschihad-al-Islami lautet: Gewalt, Gewalt und noch mehr Gewalt. ... Die amerikanische Politik beschränkt sich im Augenblick lediglich darauf, eine Explosion im Irak und zwischen Israelis und Palästinensern zu verhindern. Man lässt die Dinge treiben. Das wird aber am Ende zu einem totalen Scheitern der amerikanischen Nahost-Politik führen.

Die Untertreibung des Jahres: "Die Hamas trägt zwar nicht zur aktiven Lösung der palästinensischen Probleme bei...". Tja, so muß man das als Nahost-Experte wohl bezeichnen, wenn ein ganzer Bus, davon viele Kinder, in die Luft geblasen wird. Wie das wohl ausschaut, wenn die Hamas erst einmal zur aktiven Bekämpfung Israels übergeht?

Am Lach-Test scheitert mühelos die Aussage: "Man kann eine Bewegung, hinter der 20 Prozent der Bevölkerung stehen, nicht einfach kriminalisieren und zerschlagen wollen." Nach diesem Kriterium hätte sich auch die NSDAP für den politischen Artenschutz qualifiziert ("Kriminalisiert uns Nazis nicht! Wir haben 20 % der Bevölkderung hinter uns.")

Den Wunschtraum vom "totalen Scheitern der amerikanischen Nahost-Politik" träumte Lüders schon an anderer Stelle. Das Aufwachen wird sicher kein Vergnügen werden. Aber es bleibt ja noch seine Hoffnung, daß die amerikanische Afghanistan-Politik zum Scheitern verurteilt ist...

Michael Lüders wurde übrigens - eine FRECHHEIT!! - von Henryk Broder als "Experte für dies und das" bezeichnet. Und Broder hat ihm sogar das Gütesiegel "promovierter Etappenhase" angeheftet, worauf Lüders sich wirklich etwas einbilden kann. Und auch darauf, daß sein Fan Broder ihm - und nur ihm! - den Ehrentitel "Karl May unter den Experten für den Nahen Osten" verliehen hat.

Wir werden es noch erleben, daß der SPIEGEL den Nahost-Experten Arafat zur Israel-Politik befragt...

Summary: In an interview with the (German left wing weekly) SPIEGEL, Michael Lueders - Near East expert of the social-democratic Friedrich Ebert Foundation - critisizes the Sharon admistration for its handling of the stand-off with Arafat. While Lueders admits that the Hamas doesn't "actively support the solution of the palestinian problem" (that's the understatement of the year), it nevertheless shouldn't be "criminalised", because "20 % of the population support Hamas". Well, even the NAZIs would have qualified for that criterion... ("Don't criminalize us, the NAZIs! More than 20 % of the population support us").

Sharon - according to Lueders - responds to the terror of Hamas "only with violence, violence, and even more violence". Lueders predicts a complete failure of the US Near East policy.

The writer Henryk Broder once called Lueders "Karl May among the Near East experts". Karl May was a very popular German writer, who published great adventure stories about Arabia and Afghanistan (even about the US), without ever having visited these countries.

The day will come when SPIEGEL will interview the Near East expert Arafat about Israels policies...

Addendum: "Little Green Footballs" refers to this posting. Check out the interesting comments! BTW: This comment I liked most.

"heute" strickt an Vorurteilen

(Summary at bottom of post)
Die "heute"-Redaktion des ZDF strickt fleißig an den altbekannten Vorurteilen zur Lage im Irak:

- die Bevölkerung solidarisiere sich mit dem Widerstand gegen die Amerikaner;

- auch nach fünf Monaten habe sich an der Lage im Irak nichts bedeutendes geändert.

In der Ausgabe vom 14.9.03 berichtet ZDF-Korrespondent Halim Hosny über den Besuch von US-Außenminister Powell im Irak. Hosny behauptet - ohne einen Beweis dafür zu liefern - einen Schulterschluß der irakischen Bevölkerung mit Terroristen, die durch Anschläge Unsicherheit und Angst verbreiten wollen: "...längst genießen die bewaffneten Kämpfer Heldenstatus ... erhalten die militanten Kräfte weiteren Zulauf". Natürlich fehlt nicht der Hinweis, daß sich "auch fünf Monate nach Kriegsende (die) Lebensverhältnisse nicht entscheidend verbessert haben".

Wirklich? Die Lebensverhältnisse haben sich nicht entscheidend verbessert? US-Soldaten aus dem Irak berichteten schon vor Wochen von Verbesserungen in der Energie- und Wasserversorgung. Nach weiteren US-Berichten arbeiten die Krankenhäuser wieder, die Lebensmittelversorgung ist verbessert, eine Vielzahl unabhängiger, demokratischer Medien wird publiziert. Benzin ist wieder verfügbar. Märkte werden wieder geöffnet; sogar der Tourismus beginnt sich in einigen Regionen wieder zu beleben.

Ausgerechnet in der ZEIT findet sich ein sehr lesenswerter Beitrag, in dem der Behauptung widersprochen wird, die terroristischen Akte gegen die Amerikaner fänden in der Bevölkerung Zustimmung:

"Nicht zuletzt durch eine selektive Berichterstattung in manchen Massenmedien, hat sich in weiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit der Eindruck festgesetzt, die Anschläge gegen US-Soldaten und die Sabotageaktion gegen Pipelines und Elektrizitätswerke erfreuten sich eines breiten Rückhalts in der irakischen Bevölkerung. Das genaue Gegenteil ist der Fall. "

Wovon wir übrigens auch nichts mehr hören: von den durch die UN-Sanktionen (vor dem Einmarsch der Amerikaner) angeblich millionenfach sterbenden irakischen Kindern. Die Amerikaner scheinen die Dinge in den Griff zu bekommen. Falls nicht - CNN, Reuters, ZDF und andere würden es uns schon längst gesagt haben. Allerdings waren die Sterbeziffern irakischer Kinder durch Saddam aus durchsichtigen Gründen ohnehin wohl weit übertrieben, wie so manches, was wir heute an Katastrophenmeldungen aus dem Irak sehen, hören und lesen.

Summary: "heute", the daily news at ZDF (a nationwide German public TV station) maintains in a report from Iraq that

- the Iraqis are increasingly in solidarity with the terrorist who attack American troops;

- in the last five months not much has changed in Iraq.

This is in contrast with other reports from Iraq, some of which are quoted in this post. The German weekly ZEIT - while normally leaning to the left - printed a remarkably realistic piece:

"Because of the very selective reporting by mass media Germans believe Iraqi terrorists are supported by the Iraqi population. The opposite is true."

Die deutschen Besserwisser / The German Know-It-Alls

Die USA - so die deutschen Medien unisono - haben sich in der Einschätzung der Entwicklung des Irak völlig geirrt. Hätten sie (die Amerikaner) doch auf uns und unsere Politiker gehört...
The US - according to the German media - have completely failed to grasp the development of Iraq. If they only had listened to us and our politicans...

Hier sind einige Prognosen unserer deutschen Politiker aus der Zeit vor Beginn des Irak-Krieges, zitiert aus einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung:
These are a few predictions of German politicians from before the begin of the war in Iraq, quoted from a study of the Konrad-Adenauer-Foundation:

Olaf Scholz, Generalsekretär der SPD: Der Krieg wird "vielleicht hunderttausenden unschuldigen Menschen das Leben" kosten. Olaf Scholz, Secretary General of the SPD (Social Democratic Party): The war will "likely result in the death of hundreds of thousands of innocent people."

Heidi Wieczorek-Zeul (SPD), Entwicklungshilfeministerin: Sie erwartete, daß "(h)undertausende von unschuldigen Menschen, Zivilisten, Kinder, Frauen" Kriegsopfer werden, wobei sie darüber hinaus mit zwei bis drei Millionen Flüchtlingen rechnete.
Heidi Wieczorek-Zeul (SPD), Minister of Development Aid: She expected "hundreds of thousands of innocent people, civilists, children, women" to become war victims, and she expected two to three million refugees.

Der ehemalige SPD-Politiker Erhard Eppler, seit Jahrzehnten Guru der Friedensbewegung, sah "das Leben von Hunderttausenden, vielleicht Millionen ... gefährdet".
The former SPD-politician Erhard Eppler, Guru of the peace movement, expected "the lives of hundreds of thousands, possibly millions (of people) at risk".

Jürgen Trittin (Grüne), Bundesumweltminister: "Dem Bundesumweltministerium liegen verschiedene Studien vor, darunter UN-Dokumente. Danach wird mit 40.000 bis 200.000 Opfern von militärischen Aktionen gerechnet. (...) Es wird befürchtet, dass bis zu 200.000 weitere Menschen an den mittelbaren Folgen eines Krieges sterben."
Jürgen Trittin (The Greens), Minister for the Environment: "The Ministry of the Environment has several studies, among them UN documents. According to these 40.000 to 200.000 victims of military actions can be expected. (...) We are afraid, that up to 200.000 more people might die from the consequences of a war."

Christian Ströbele, MdB (Grüne): "Zehntausend von Toten..."
Christian Ströbele, MP (The Greens): "Tens of thousands of deaths..."

Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD): „Ich denke an die Millionen von Menschen in Bagdad, die Opfer von Bomben und Raketen werden.“ (das letzte Zitat wurde einer Aufstellung der BILD-Zeitung entnommen).
Wolfgang Thierse, President of the German Parliament (SPD): "I think of the millions of people in Baghdad, who will be victims of bombs and rockets."

Ob die deutschen Medien auch einmal auf die unglaublichen Schieflagen der Prognosen der Politiker eingehen? Obwohl - dann müßten sie auch ihre eigenen Fehleinschätzungen gestehen, und das wollen wir doch vermeiden, oder?
Will the German media one day report the incredible miscalculations of politicians? Though... in that case that'd have to explain their own miserable calculations, and this has to be avoided by all means, right?

Den Hinweis auf die Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung verdanke ich Torsten Jacobi, der ein interessantes - englischsprachiges - Blog (TJ's Weblog "Technology, Venture Capital and Entrepreneurship") unterhält.
Hat tip: Torsten Jacobi made me aware of the study of the Konrad-Adenauer-Foundation. BTW: Torsten has an interesting blog (TJ's Weblog "Technology, Venture Capital and Entrepreneurship").

Gutmenschen am Werk

Der Horror des Gutmenschentums. Samstag abend das Sportstudio im ZDF gesehen. Zu Gast: der Dortmunder Fußballprofi Otto Ado. Ado ist ein Mann mit zwei Staatsangehörigkeiten: der deutschen und der ghanaischen. Er kam als Kind mit seiner Mutter von Ghana nach Deutschland und wuchs in Hamburg auf. Sein Deutsch ist akzentfrei. Der Mann ist intelligent, er spricht überlegt; er wirkt sensibel, fast vornehm - so gar nicht wie der typische deutsche Profi (Ja, gut...."). Der Moderator Rudi Cerne stellt einige Fußball-bezogene Fragen und dann, zum Abschluß (alles nach meiner Erinnerung zitiert): "Und nun noch drei Fragen mit der Bitte um eine schnelle Antwort".

Die erste Frage: "Mit wem würden Sie gerne einmal Abendessen gehen? Verona Feldbuch, Katja Riemann oder ...(habe ich vergessen)?". Ado: "Mit keiner von den Dreien - mit meiner Freundin". Die saß auch im Studio und durfte sich die auf ihre Kosten gestellte, anzügliche Frage des ZDF-Journalisten anhören.

Die zweite Frage: unwichtig; habe ich vergessen.

Die dritte Frage: "Welche Hautfarbe würden Sie sich wünschen, wenn Sie die freie Wahl hätten?". Ado, sichtlich um Fassung bemüht: "Natürlich die, die ich habe."

(Alle Zitate aus meiner Erinnerung - der genaue Wortlaut war sicherlich ähnlich).

Hinter der dritten Frage stand gnadenloses, typisch deutsches Gutmenschentum: der ZDF-Moderator wollte vor einem Millionenpublikum Betroffenheit über die Tragik eines Schwarzen in Deutschland inszenieren. Dabei stellte er eine Frage, für die er in den USA sofort seinen Job verloren und nie mehr in der TV-Industrie einen neuen bekommen hätte.

Es ist diese aufgeregte Ahnungslosigkeit, die das deutsche Gutmenschentum so unerträglich macht.

Cumgranosalis hat - in Enlisch - eine interessante Analyse "Why the German Gutmensch doesn't understand 9-11" in's Netz gestellt

Vernetzte Wurzeln des Terrorismus

Nach den aufgedeckten terroristischen Attentatsplänen auf die Grundsteinlegung der neuen Hauptsynagoge in München macht sich die Süddeutsche Zeitung Sorgen um die Gefahren des Terrors: "Die braune Szene ist todgefährlich." Politiker äußern sich ähnlich: Abscheu vor Rechtsextremismus, Aufrufe zum Protest gegen "Rechte Gewalt".

Man sollte vielleicht auch einmal - politisch völlig unkorrekt - darauf hin weisen, wie sehr sich die "braune Szene" am Widerstand gegen den Irak-Krieg nährt. Diese Vorlage für ein Flugblatt ist ein Entwurf von "Demokratie direkt", die gelegentlich gemeinsame Aktionen mit den jetzt in München festgenommenen Rechtsextremisten machte. Die "Argumente" gegen die USA bzw. gegen Bush sind praktisch deckungsgleich mit denen aus der linken Szene.

Wo eigentlich liegen die Unterschiede zwischen dem, wofür die deutschen Rechtsextremisten stehen - und dem, was islamistische terroristische Gruppen wie die Hamas fordern: beide bekämpfen Israel, beide bekämpfen die USA. Beide verteufeln Sharon, beide verteufeln Bush. Und beide bejahen Terror als politisches Instrument. So wäre es eigentlich nur logisch, statt den bekannten Anti-Rechts-Kampagnen in Deutschland Anti-Terror-Kampagnen zu entwickeln.

Das Problem ist allerdings: während die Aktionen rechtsextremistischer Organisationen hierzulande - zu Recht - allgemeiner medialer Ablehnung sicher sein dürfen, werden die Terrorakte der Hamas gerne im Sinne der Theorie der "Spirale der Gewalt", gewissermaßen wertfrei, diskutiert.

Es würde mich überhaupt nicht überraschen, sollte im Verlauf der Ermittlungen eine Verbindung der Münchner Rechtsextremisten zu bekannten ausländischen Terrorgruppen aufgedeckt werden...

Bush-Haß à la ZEIT / Bush-Hating à la ZEIT

(English translation added - for our US friends)

Die ZEIT begeht den 11. September 2003 in Erinnerung an das WTC-Attentat auf ihre Weise:
The (German weekly) ZEIT remembers 9/11 in its own way:

Foto

Angebotene Artikel in der ZEIT zum Thema: Articles in ZEIT re 9/11:

"Echte Amerikaner"  Washington möchte den Jahrestag des 11. September für seine ganz eigene Agenda manipulieren Von Thomas Fischermann True Americans - Washington wants to manipulate remembrance of 9/11 to further its own agenda

Irak und das Ende des Hochmuts - Washingtons Hegemonial-Politik ist zu teuer. Nun soll das alte Europa helfen, doch seine Kassen sind leer Von Michael Naumann Iraq and the End of Hubris - Washingtons hegemonial policies are too expensive. Now the Old Europe is supposed to help, but it doesn't have the money

Übrigens: die ZEIT gehört zum Holtzbrinck Verlag. Das Motto für die ZEIT ist: "Auch eine uns fremde Ansicht mag die Gewißheit haben, daß sie von uns geachtet wird."
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A good description of the development of anti-Americanism in Germany can be found in the Cumgranosalis blog.

Hindernis Arafat ins Exil

Die deutschen Medien - z.B. die Welt, die FAZ - zitieren ausführlich die weltweite Kritik an der Ankündigung Israels, Arafat auszuweisen. Nun hat das israelische Kabinett streng genommen nicht die Ausweisung Arafats beschlossen, sondern hat festgestellt:

Die Ereignisse der vergangenen Tage haben erneut bewiesen, dass Jassir Arafat ein komplettes Hindernis in jedem Versöhnungsprozess ist. Israel wird handeln, um dieses Hindernis zu entfernen, zu einer Zeit und in einer Art, über die noch entschieden werden wird". (deutsche Version aus dem o.g. WELT-Artikel übernommen)

Hinter der Formulierung "dieses Hindernis zu entfernen" stehen natürlich eine Reihe von Möglichkeiten. Immerhin - eine davon könnte sein: Arafat ins Exil zu schicken.

Was könnte der Grund für die Entscheidung des israelischen Kabinetts sein? Einen weiteren Hinweis gibt die Erklärung des israelischen Kabinetts selbst: "Ereignisse der vergangenen Tage...". Welche Ereignisse könnten damit gemeint sein? Zum einen sicherlich die in Verletzung der "Road Map" nie gestoppten, von Arafat im September 2000 initiierten Terorr-Akte, die bis heute (Stand Mitte September 03) 869 Israelis das Leben gekostet haben.

Ein anderer Grund findet sich in einem Interview mit dem CNN-Israel-Korrespondeten Jerrold Kessel.

"The "road map to peace," the peace process which is on the table, which was agreed to by all sides, which was backed very firmly by the United States, calls specifically for a new and alternative Palestinian leadership, a new government alongside or instead of Yasser Arafat.

With the resignation of the Palestinian prime minister last weekend, and with the fact that the new Palestinian prime minister-designate has not been able to take up his post -- his attempt to get an emergency Cabinet today was blocked by Yasser Arafat and his supporters -- means that there is no Palestinian government in place.

And, the Western diplomatic source, Daryn, says, there is no diplomatic avenue, and there is no diplomatic process on the table, other than what the Israelis are doing or choosing to do. That is the source of this explosive situation, with Yasser Arafat, Daryn, striking back, but perhaps striking back in confrontational mode, not really to advance things down that elusive peace road."

Arafat hat also die Ernennung eines neuen Premierministers verhindert - und damit einmal mehr den Fahrplan der "Road Map" boykottiert. Deswegen sprechen die Medien bei uns auch weiterhin vom "designierten palästinensischen Ministerpräsident Ahmed Kureia".

Israel hat also jeden Anlaß, sich angesichts der "Ereignisse der vergangenen Tage" über die Entfernung des Hindernisses Arafat Gedanken zu machen.

Blair ohne Tadel

Aber hallo: der Geheimdienstausschuß des britischen Unterhauses entlastet in seinem Bericht die Regierung weitgehend von dem Vorwurf, das Irak-Dossier im Sinne des Kriegseintritts manipuliert zu haben.

Was bleibt, ist der - wesentlich mildere - Vorwurf an die Adresse des Verteidigungsministers, bei den Untersuchungen nicht sehr hilfreich gewesen zu sein.

Was aber wird nun aus dem Kampf der deutschen Medien - FAZ, SPIEGEL, BILD - gegen Tony Blair?

Wir wollen nicht angeben: aber in diesem Blog haben wir den Zusammenbruch der Anschuldigungen gegen Tony Blair vorhergesagt.

Jetzt warten wir natürlich darauf, daß über den eigentlich Schuldigen - die BBC - in deutschen Medien berichtet wird. Aber diese Bemerkung ist nicht wirklich ernst gemeint. Eine Medien-Krähe hackt der anderen...

We will not forget!

Julia Melendez und ihr Kind waren auf dem 107. Stock im Restaurant Windows of the World,
als das Desaster geschah. Auch ihr Mann war anwesend - auch er kam um.

Für ihre Bereitschaft zum Kämpfen, zum Weitermachen lieben wir die USA

Am 11.9.2001 war ich auf einer Nordsee-Insel, in Langeoog, um ein paar Tage auszuspannen.

Um 15.15h deutscher Zeit - 9.15h Ostküste USA - erhielt ich auf meinem Handy eine SMS meiner Frau:

"Eben sind grad zwei Flugzeuge ins World Trade Center".

Diese SMS, in großer Eile eingetippt, ist heute noch auf meinem Handy. Ich werde sie nie löschen.

Ich bin sofort in mein Hotelzimmer, stellte den Fernseher ein - und weinte. Der Anblick der vom WTC fallenden Menschen, die Gesichter der Fliehenden, der Zusammensturz der beiden Türme, brachen mir das Herz.

Es ist nicht zu glauben, daß sich gerade einmal zwei Jahre nach dem 11. September 2001 in Deutschlands Medien und in der Politik ein arroganter, zynischer Antiamerikanismus breitgemacht hat. Es gehört heute fast schon zur deutschen Staatsraison, Georg Bush und die Amerikaner herabzuwürdigen und mit Häme auf die Opfer der Amerikaner im Kampf gegen den Terrorismus, in Afghanistan und im Irak, herabzuschauen.

Die Reaktionen der Nutzer dieses Weblogs zeigen mir, daß nicht alle Deutsche den Antiamerikanismus hierzulande kommentarlos hinnehmen.

Nachtrag: Zum zweiten Jahrestag des Terrorangriffs auf das WTC erinnert der SPIEGEL an das Leid - der gefangenen Terroristen! Titel: "AMERIKAS RECHTLOSE GEFANGENE - Ins Mittelalter zurückversetzt". Zitat: "Die Drahtverhaue von Guantánamo Bay, jenem Gelände, das die USA seit 1903 von Kuba gepachtet haben, sind zum Symbol für das neue amerikanische Rechtsverständnis geworden." Vielleicht mag Herr Sontheimer, bevor er zur nächsten journalistischen Geschmacklosigkeit greift, einmal nachschauen, was die New York Times am 10.9.2003 über die Familie Petrocelli schreibt. Die Petrocellis haben ihren Sohn am 11.9.2001 verloren, und nach und nach werden Teile seines Körpers gefunden.

At some point, the Petrocellis instructed the medical examiner's office to notify them whenever any of Mark was recovered. They could not imagine allowing parts of Mark to go unclaimed. No matter how painful, they felt a responsibility — a primal need, really. Mrs. Petrocelli could just imagine her son meeting her in heaven and asking, "You left me there?"

On Sept. 25, 2001, the Petrocellis learned that Mark's death had been confirmed through dental records. On Oct. 26, they were told that his upper torso had been identified. On Nov. 11, some soft tissue and muscle. On March 21, 2002, four parts, including his heart.

"They found his heart," Mrs. Petrocelli said. "What do you say?"

Tomorrow, on the second anniversary of his death, more of Mark Petrocelli will be buried at the Cemetery of the Resurrection. And the Petrocellis — all of them — will continue on with his absence an integral part of their lives.

"We're new people now," Mr. Petrocelli said.

You might see them someday in the shops and restaurants of this city and notice what they are wearing: Al's bracelet that bears Mark's name, Ginger's pin of the steel-girder cross found at ground zero. Or you might pass them on a highway — the B.Q.E., or maybe the Belt — and see the silhouette of the World Trade Center skyline adhered to their back windows, along with Mark's name and the inscription, "We Love You, We Miss You."

They are the Petrocellis of Staten Island. Of New York.

Ob wohl auch nur einer der Gefangenen, deren Wohlergehen Herrn Sontheimer so sehr am Herzen liegt, mit Mark Petrocelli tauschen möchte?