Mi Jun 25, 05:34:05 PM
Es ist oft nicht einfach für unsere ausländischen Freunde, uns Deutsche zu verstehen. Wir machen es ihnen aber auch nicht einfach.
Wo in der Welt würde eine Gewerkschaft ernsthaft auch nur daran denken, mitten in der Wirtschaftskrise - noch dazu in einer besonders hart betroffenen Region - für weniger Arbeitsstunden zu streiken, mit dem Argument, man wolle "für gleiche Arbeits- und Lebensbedingungen in Ost und West eintreten", als ob Gleichheit von Arbeits- und Lebensbedingungen ohne Gleichheit der Produktivität ein sinnvolles Ziel sei?
Wo in der Welt würde die schiere Aussicht auf einen Konsens zwischen zwei politischen Parteien - noch dazu Parteien, die beide für einen hohen Staatsanteil stehen - als Fortschritt und Lösungsansatz für die seit Jahren bestehenden Probleme der Sozialversicherung gefeiert?
Wo in der Welt könnten Staatsbanken in riskanten internationalen Spekulationen Milliarden von Steuergeldern verlieren und dann dem verantwortlichen Unternehmensführer noch Millionbeträge in die Abfindung schreiben?
Das gibt es - vor allem in dieser Kombination - wohl nur in Deutschland: die Überzeugung, weniger arbeiten fördere den Wohlstand, Konsens sei ein Ziel an sich und unternehmerische Tätigkeit von staatlichen Unternehmen sei ökonomisch sinnvoll. Daß das schief gehen muß, weiß man überall in der Welt. In Deutschland dämmert die Erkenntnis so allmählich...
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