Sa Aug 02, 09:00:37 AM
In der Auseinandersetzung zwischen BBC und der Blair-Regierung (vgl. unser Blog vom 19., 20., 22.7.03) gibt es nun Nachrichten, die die BBC und ihren Reporter Andrew Gilligan in Schwierigkeiten bringen. Es ist eine Notiz von David Kelly aufgetaucht, die die Berichterstattung von Gilligan massiv in Zweifel zieht:
"His (Kelly's) letter said he could "only conclude one of three things" - Mr Gilligan had "considerably embellished" what he had been told, or had met other people who "truly were intimately associated" with the dossier, or had "assembled comments from both multiple direct and indirect sources"."
Kelly dementiert also, daß er als Quelle für den BBC-Bericht in Frage komme - das Gegenteil dessen, was die BBC behauptet.
Kommentar der "Financial Times": "If correct, this conclusion could prove very damaging for the BBC."
Von all' dem hat der SPIEGEL - nach Selbstauskunft ein "Synonym für investigativen Journalismus" - noch nichts bemerkt. Der SPIEGEL zirkuliert unverdrossen weiter die angebliche Kelly-Behauptung, von der dieser sich distanziert hatte: "So berichtete die BBC unter Berufung auf ihren Gewährsmann, dass Blairs Büro entgegen den Zweifeln von Experten darauf bestanden habe, zur Begründung des Irak-Kriegs darauf zu verweisen, dass der Irak innerhalb von 45 Minuten Massenvernichtungswaffen einsetzen könne."
Das beeindruckt mich an den angelsächsischen Medien (BBC ausgenommen): daß sie mitten in einer Kampagne gegen die Regierung auch einmal Tatsachen berichten, die gegen die zentrale These dieser Kampagne laufen. Aus Deutschland wäre derartiges nicht zu berichten. Da wird geholzt und gebolzt bis zum bitteren Ende oder bis eine andere Sau durch's Dorf getrieben wird - was immer zuerst kommt...
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